KOMMENTAR

Trump auf den Spuren von Liz Truss

von Redaktion

USA schlittern in Finanzkrise

An den Weltfinanzmärkten kommt ein Unheil selten allein. Die Alarmzeichen für ein Übergreifen der Trump-Krise vom Aktien- an den Anleihemarkt mehren sich: Der durch die Zollpolitik des US-Präsidenten ausgelöste Ausverkauf von US-Schuldpapieren hat sich zuletzt noch einmal beschleunigt. Amerikas Zinsen schossen in einem Tempo nach oben, wie man es seit 44 Jahren nicht mehr erlebt hat. Zugleich wuchsen auch im Euroraum die sogenannten „Spreads“, also der Abstand zwischen als sicher und weniger sicher eingestuften Staatsschuldtitel, weil Anleger nach sicheren Häfen für ihr Geld suchen.

Klar ist: Der Dollar ist es nicht mehr. Das Vertrauen in die alte Weltleitwährung hat Trump zerstört. Dagegen steigt der Wert der Krisenwährung Gold unaufhörlich, und auch der Bitcoin erwies sich zuletzt als erstaunlich stabil. Die Frage bleibt, wer da im großen Stil US-Anleihen verramscht. Als mögliche Adresse gelten die Chinesen: Sie haben mit den Dollars aus ihren Handelsüberschüssen jahrzehntelang US-Schuldpapiere angehäuft, damit den Lebensstandard der Amerikaner finanziert und sind so zum zweitgrößten Gläubiger hinter Japan aufgestiegen; werfen sie in einem Racheakt nun ihre Papiere von 800 Milliarden Dollar auf den Markt, könnten sie Amerika in eine Finanzkrise stürzen und Trumps Bluff platzen lassen. Doch auch Japaner und in Not geratene Hedgefonds kommen als Verkäufer in Betracht.

Im Ergebnis läuft es aufs Gleiche hinaus: Die USA stehen wegen Trumps Politik dicht vor dem Abgrund einer Finanzkrise. Zauberlehrling Trump hat in einer Verzweiflungstat am Mittwoch die von ihm selbst ausgelöste Kettenreaktion zu durchbrechen versucht, indem er eine Zollpause verhängte. Doch war das den Märkten zu wenig. Kommt die Kernschmelze an den Finanzmärkten erst mal in Gang, ist sie nur noch schwer zu stoppen. Die britische Premierministerin Liz Truss kam 2022 zu Sturz, weil das globale Kapital als Reaktion auf ihren Etatplan England fallen ließ. Ein US-Präsident hat natürlich eine viel stärkere Stellung. Doch auch der Zollkrieger im Weißen Haus muss sich in Acht nehmen. Denn da draußen ist noch wer, der weit mächtiger ist als der vermeintlich mächtigste Mann der Welt.
GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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