Auf Einladung des Präsidenten: In der serbischen Hauptstadt protestieren tausende Regierungsanhänger. Busse fuhren die Demonstranten extra nach Belgrad. © Bunic/AFP
Belgrad – Es ist eine großangelegte Inszenierung. Zehntausende Demonstranten sind mit Bussen aus allen Landesteilen in die Hauptstadt gefahren worden. Sie schwenken serbische Flaggen, zünden Pyrotechnik und halten Schilder mit dem Gesicht von Aleksandar Vucic in die Höhe. Auf einer Bühne in der serbischen Hauptstadt Belgrad spricht der serbische Präsident dann zu seinen Anhängern.
Es werde eine neue politische „Bewegung“ geben, die dem Land „neue Energie“ verleihen soll. „Jeder Arbeiter, jeder Bauer ist willkommen“, sagt Vucic. Nicht willkommen seien dagegen „arrogante Politiker“. Ein Versprechen, ein Event, das zugleich als Machtdemonstration dient.
Denn nach monatelangen Massenprotesten gegen die Regierung ist Präsident Vucic so unter Druck, dass er am Wochenende seine eigene Protestveranstaltung abhält. Mindestens 55 000 Menschen nehmen teil. Zum Vergleich: An den von Studenten angeführten Demonstrationen nahmen bis zu 325 000 Menschen teil. Doch Vucic bezeichnet die regierungskritischen Demonstrationen einfach einmal mehr als „einen Angriff aus dem Ausland, weil bestimmte ausländische Mächte ein freies, unabhängiges und souveränes Serbien nicht ertragen können“.
Für seinen Auftritt hat sich Vucic rechtspopulistische Unterstützung aus dem Ausland geholt. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán schickt extra eine Videobotschaft. „Ausländische Mächte“ wollten „den Serben vorschreiben, wie sie zu leben haben“, erklärt er darin. Ähnlich klingt auch der bosnische Serbenführer Milorad Dodik, der auf der Bühne in Belgrad Vucic als einzigen Mann bezeichnet, der „ein starkes und mächtiges Serbien zusammenhalten kann, sowohl in der Innen- als auch in der Außenpolitik und besonders in diesen sehr instabilen Zeiten“, erklärt er. Gegen Dodik selbst ist in Bosnien-Herzegowina erst Ende März ein Haftbefehl erlassen worden. Immer wieder droht er damit, die überwiegend von Serben bewohnte Republika Srpska abzuspalten.
Diese regierungstreue Versammlung soll insgesamt drei Tage dauern und gilt auch als Stimmungstest für die seit mehreren Jahren geplante „Bewegung für das Volk und den Staat“. Sie soll formell Ende Juni gegründet werden und sich größtenteils aus den Anhängern der regierenden Serbischen Fortschrittspartei formieren. An mehreren Ständen konnten die Menschen sich bereits der neuen Bewegung anschließen.
Die Regierungskritiker zeigen sich jedoch unbeeindruckt. In Novi Pazar, etwa 300 Kilometer südlich von Belgrad, demonstrierten auch am Samstag wieder tausende Menschen gegen Vucic‘ Regierung. In Belgrad winkten Gegendemonstranten den Bussen mit Vucic‘ Anhängern mit Geldscheinen. Eine Anspielung auf entsprechende Medienberichte. Demnach wurde die regierungstreuen Demonstranten auf Staatskosten nach Belgrad gefahren und kassierten dafür womöglich sogar Geld.
HUD/AFP