Rentner mit wenig Geld müssen zumindest keine neuen Kürzungen fürchten. © KNA
Berlin – Rente: stabil. Das ist die Botschaft, die Union und SPD mit ihrem Koalitionsvertrag setzen wollen. Das Rentenniveau soll bis 2031 bei 48 Prozent gesichert werden, Beschäftigte können nach 45 Berufsjahren wie bisher vorzeitig in Rente gehen, und das Rentenalter 67 wird nicht weiter erhöht. Neu dazukommen sollen eine „Frühstart-Rente“, eine „Aktivrente“ und bessere Mütterrenten für Frauen mit Geburten vor 1992. Aber wie wird das alles finanziert?
Was droht den Beitragszahlern?
Die für die Pläne nötigen Milliarden sollen nicht aus der Rentenkasse kommen: „Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus“, heißt es im Koalitionsvertrag. Der von Arbeitnehmern und Arbeitgebern hälftig gezahlte Rentenbeitrag von heute 18,6 Prozent dürfte trotzdem steigen. Der Wirtschaftswissenschaftler Martin Werding rechnete in der „Wirtschaftswoche“ vor, dass der Satz ohne Zusatzkosten 2027 auf 19,7 Prozent steigen würde und bis 2035 auf 21,2 Prozent. Würde die Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent aus der Rentenkasse bezahlt, läge der Beitragssatz 2035 nach seinen Berechnungen noch einmal 0,4 Punkte höher.
Was bedeutet die Sicherung des Rentenniveaus?
Das Rentenniveau beschreibt das Verhältnis von Durchschnittseinkommen und einer „Standardrente“. Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, erklärt, durch die Koalitionspläne werden die Renten „bis 2031 weiter der Lohnentwicklung folgen – ohne demografischen Abzug“. Roßbach äußert sich im Übrigen positiv „über das klare Bekenntnis zur stärksten Säule der Alterssicherung“ im Koalitionsvertrag.
Doch die Alterung der Gesellschaft setzt das System unter Druck. In den kommenden Jahren werden immer weniger Beschäftigte in die Rentenkasse einzahlen – immer mehr Menschen bekommen Altersbezüge. Nach offiziellen Berechnungen würde das Rentenniveau ohne Änderung von heute 48 Prozent bis 2030 auf 46,9 und 2045 auf 44,9 Prozent sinken. Die SPD setzte durch, dass es vorerst nicht weiter abwärts geht. Ihr Argument: Beim Rentenniveau ist die Schmerzgrenze erreicht. Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek fordert sogar: „Anstatt dieses Elend zu zementieren, muss das Rentenniveau endlich wieder auf 53 Prozent erhöht werden.“
Was kostet die verbesserte Mütterrente?
Rund fünf Milliarden Euro im Jahr. Und auch dieses Geld soll aus der Staatskasse kommen. Angekündigt ist, dass Frauen mit Geburten vor 1992 drei volle Rentenpunkte je Kind angerechnet bekommen – so wie Frauen mit Geburten nach diesem Jahr. Betroffene Rentnerinnen könnten also etwas mehr Geld bekommen, sobald der Koalitionsplan in Gesetzesform gegossen ist.
Wie funktioniert die „Frühstart-Rente“?
„Wir wollen für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, pro Monat zehn Euro in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen“, heißt es im Koalitionsvertrag. Starten soll das Projekt schon 2026. Ab dem 18. Lebensjahr kann man bis zum Renteneintritt durch private Einzahlungen bis zu einem jährlichen Höchstbetrag selbst weiter sparen. Die Erträge aus dem Kapital sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. Ausgezahlt wird es dann mit Erreichen der Regelaltersgrenze.
Was hat es mit der „Aktivrente“ auf sich?
Ziel von Union und SPD ist, dass ältere Menschen möglichst lange berufstätig bleiben: Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, soll sein Gehalt bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei erhalten. Verbessert werden laut den Plänen auch die Hinzuverdienstmöglichkeiten bei der Hinterbliebenenrente.