Ein unterschätzter Partner für die EU

von Redaktion

Indien rückt in den Fokus

Man hatte es sich lange viel zu einfach gemacht. Ja, diese Chinesen seien keine einfachen Partner, nuschelte man über Jahre in deutscher Wirtschaft und Politik. Die Industriespionage? Ärgerlich. Der Zwang zu Joint-Ventures? Unschön! Konsequenzen zog man lieber nicht. Dass sich der Ton gegenüber dem Reich der Mitte gewandelt hat, ist eine der guten Hinterlassenschaften der Grünen an der Regierung. Ein paar Lehren mussten aus dem blinden Vertrauen auf russisches Gas einfach gezogen werden! Denn wer weiß, wie lange sich China gegenüber Taiwan friedlich verhält…

Doch das Umsteuern braucht Zeit. Auch Indien kann – trotz seiner Größe – den asiatischen Riesen nicht einfach ersetzen. Zu gering ist das Niveau, von dem aus seine beachtlichen Wachstumsraten errechnet werden. In Zahlen: Das Bruttoinlandsprodukt Indiens lag mit 3,6 Billionen Dollar zuletzt noch sehr weit vom chinesischen mit 17,8 Billionen entfernt. Dazu kommt, dass die Bildung der breiten Bevölkerung weit geringer ist als beim ungeliebten Nachbarn im Osten. Es gibt Defizite bei der Infrastruktur, Korruption und einen teils problematischen Umgang mit religiösen Minderheiten.

Trotzdem: In einer schwierigen Welt kann Neu-Delhi ein sehr verlässlicher Partner für die ganze EU sein. Politisch, aber auch wirtschaftlich – vorausgesetzt beide Seiten öffnen ihre Märkte. Ein Freihandelsabkommen wäre ein wichtiger Schritt. Dass es nicht zustande kam, lag keineswegs nur an Indien. Ausgerechnet Donald Trump könnte das nun ändern.
MIKE.SCHIER@OVB.NET

Artikel 10 von 11