Friedrich Merz‘ rechte Hand: Carsten Linnemann hatte die Chance auf einen Ministerposten in der künftigen Regierung – doch er will lieber CDU-Generalsekretär bleiben. © Kappeler/dpa
Berlin – Carsten Linnemann hat seit Jahren auf den Einzug von Friedrich Merz ins Kanzleramt hingearbeitet. Der CDU-Generalsekretär galt nach dem Wahlsieg der Union schnell als voraussichtlicher Wirtschaftsminister im Kabinett der neuen schwarz-roten Bundesregierung. Doch darauf verzichtet er überraschend. Er will weiter Generalsekretär bleiben.
Sein „Bauchgefühl“ sage ihm, dass er auf diesem Posten „besser den Politikwechsel forcieren“ könne, sagt Linnemann in einem veröffentlichten Video am Dienstag. Es habe zwar die Möglichkeit gegeben, „einen Kabinettsposten zu übernehmen“, sagte der 47-Jährige. Merz soll ihm sogar die Wahl gelassen haben. „Aber jeder, der mich kennt, weiß, es geht mir immer um die Sache und es muss halt auch passen.“ Und der Posten des Generalsekretärs „ist genau mein Ding“.
Aus der CDU hieß es, Merz heiße diese Entscheidung für sehr gut. Er wolle den Fehler aus der Vergangenheit vermeiden, als die Partei regelmäßig zu einem bloßen Anhängsel des Kanzleramts geworden sei. „Wir haben in den letzten drei Jahren hart daran gearbeitet, unsere CDU wieder aufzubauen“, sagte Linnemann der „Bild“. Dieser Prozess sei noch nicht abgeschlossen. „Es braucht eine starke CDU, um den Politikwechsel in Deutschland umzusetzen.“
Linnemann kommt wie Merz aus Nordrhein-Westfalen und gehört gleichfalls dem wirtschaftsnahen Flügel der Partei an. Er ist seit 2009 im Bundestag und vertritt dort den Wahlkreis seiner Geburtsstadt Paderborn.
Merz holte Linnemann im Juli 2023 an die Spitze des Konrad-Adenauer-Hauses, nachdem Kritik aus der Partei an mangelnder Profilschärfe zugenommen hatte. Er ersetzte dort den früheren Berliner Sozialsenator Mario Czaja, der in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde.
Ein Unbekannter war Linnemann in der CDU schon damals nicht. Von 2013 bis 2021 war er Bundesvorsitzender der mächtigen Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT). Er galt schon in dieser Funktion als Antreiber. Während der Großen Koalition kritisierte er immer wieder sozialdemokratische Projekte wie die Rente mit 63, den Mindestlohn oder die Frauenquote in großen Unternehmen. Im laufenden Minister-Poker wurde Linnemann nachgesagt, dass ihn die Herausforderungen als Arbeits- und Sozialminister mehr gereizt hätten. Dieses Ressort bekommt aber die SPD.
In der Partei erntet Linnemann Respekt für seine Entscheidung. „Carsten ging und geht es immer um die Sache“, erklärt Generalsekretär der NRW-CDU, Paul Ziemiak. „Das hat er heute erneut bewiesen!“ Für die Partei sei das eine „echt gute Nachricht“, sagt Jens Spahn. „Er wird die Anliegen unserer Wähler und Mitglieder weiter stark vertreten.“
Wer neuer Wirtschaftsminister und damit Nachfolger des geschäftsführenden Ministers Robert Habeck (Grüne) wird, ist weiter offen. Ein Kandidat könnte der frühere Gesundheitsminister Spahn sein, der als Fraktionsvize unter anderem für Wirtschaft zuständig ist. Neben Spahn wird auch der CDU-Bundesvize und Energie- und Klimaexperte Andreas Jung für das Amt des Wirtschaftsministers gehandelt.