Florian Herrmann wird in Indien hofiert. © Kneffel/dpa (2)
Söder posiert mit Kochlöffel – probiert aber nicht.
Bangalore – Am Dienstagmorgen, in Deutschland ist es noch mitten in der Nacht, meldet sich Markus Söder via Instagram zu Wort. Bislang hatte er während seiner Indien-Reise auf Posts zum Thema #Söderisst verzichtet – als Chef einer Regierungspartei wollte er diesmal seriöser auftreten. Jetzt also doch. Ein Toast, eine Tasse Tee. „Gestern hat es mich ganz schön erwischt“, schreibt er aus seinem Hotel in Neu-Delhi. Aber nun gehe es besser. Er könne nach Hause fliegen.
Kurios: Söder hatte vor der Erkrankung mehrfach im kleinen Kreis vor den Gefahren der indischen Küche gewarnt. Nach dem Mittagessen am Montag verabschiedete er sich von den Journalisten mit der Bemerkung, wie sehr er sich schon auf einen Burger daheim freue. Mehrfach hatte er beklagt, dass man in Indien, wo die Kühe heilig sind, oft vegetarisch esse. Weil er sein Essen gerne in den Sozialen Netzwerken postet – was ihm eine Fangemeinde als Foodblogger beschert hat –, waren Hohn und Spott natürlich nicht weit. Memes verbreiteten sich am Montagabend in Rekordzeit. Zumal Söder noch tags zuvor beim Besuch einer karitativen Großküche mit Turban am Kochlöffel posiert (aber aus Vorsicht nicht probiert) hatte. Sogar Katrin Prien (CDU) witzelte, indische Streetfood sei selbst für einen „gestählten deutschen Fastfoodmagen“ gefährlich.
Seine Delegation flog also ohne den Ministerpräsidenten nach Bangalore in den Süden weiter. Nur sein langjähriger Vertrauter Gregor Biebl, Leiter des Leitungsstabs in der Staatskanzlei, blieb an seiner Seite. Statt Söder absolviert Staatskanzleichef Florian Herrmann die Termine. Der Freisinger bleibt sonst im Hintergrund, schlägt sich aber souverän.
Mit den Repräsentanten der Partnerregion diskutiert Herrmann in ausgezeichnetem Englisch über die künftige Zusammenarbeit. Und die Fragen der bedürftigen Kinder in der karitativen Einrichtung Don Bosco beantwortet er mit deutlich mehr Empathie, als Söder es getan hätte. Er lässt sich sogar den für Söder bestimmten indischen Herrscherschmuck umhängen und nahm auf einer Art Thron Platz.
Nutzt da einer die Abwesenheit des Chefs zur Selbstprofilierung? Nein. Als Herrmann bei Don Bosco von einem Mädchen gefragt wird, wofür Bayern berühmt sei, antwortet er sofort: „für unseren Ministerpräsidenten Markus Söder“.
MIKE SCHIER