Er ist da, aber kaum sichtbar. Das dritte Jahr in Folge kann Papst Franziskus am Karfreitagabend den traditionellen Kreuzweg in Rom wohl nicht vor Ort verfolgen. Schon in den vergangenen beiden Jahren hatte es seine angeschlagene Gesundheit nicht zugelassen, dass er am kühlen Frühlingsabend ins Kolosseum kommt, wo mit einer Prozession an das Leiden und Sterben Jesu erinnert wird.
In diesem Jahr grenzt es an ein Wunder, dass der Papst das Osterfest überhaupt erlebt. Zweimal während seines fünfwöchigen Klinikaufenthalts wegen einer schweren Lungenentzündung im Februar/März ist er dem Tod in letzter Minute entkommen. Die Bilder von dem langsam genesenden Papst zeigen, wie schlecht es um ihn gestanden hatte.
Die bevorstehenden Kar- und Ostertage wird der Papst in einem ganz anderen Bewusstsein begehen. Er weiß noch mehr als zuvor, wie kostbar das Leben ist. Mit einem ungeheuren Lebenswillen hat der 88-Jährige die Krisen überstanden, in der festen Überzeugung, dass seine Mission noch nicht erfüllt ist. Auch wenn er an diesem Karfreitag erneut nur kurz zu sehen sein sollte, so ist das Kirchenoberhaupt aus Argentinien noch längst nicht abgetreten. Mit seinen kurzen Auftritten in den vergangenen Tagen hat er gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Er wird alle Kraft darauf richten, am Ostersonntag zumindest den Segen „Urbi et Orbi“ zu spenden.
Die Gestalt von Papst Franziskus kann in diesem Jahr, in dem sich weltweit alle finsteren Gestalten mit ihren üblen Machenschaften gegen die Menschheit zu verbünden scheinen, für viele Menschen zum Hoffnungsträger werden. Nicht aufzugeben, unerschütterlich daran zu glauben, dass es schon weitergehen wird, kann auch denjenigen Kraft schenken, die unter den vielen düsteren Nachrichten schwer leiden. Papst Franziskus hat die Welt nicht aufgegeben, ebenso wenig wie sein eigenes Leben. Nach Karfreitag kommt Ostern. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche ….
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET