Intellektuelle sind für Donald Trump der natürliche Feind. Jeden Tag eskaliert der Konflikt des US-Präsidenten mit der forschenden Elite seines Landes ein Stück weit mehr. Die Elite-Universität Harvard wehrt sich nun offiziell gegen seine Einschüchterungsversuche und könnte deshalb neben Fördergeldern in Milliardenhöhe auch ihre Steuerbefreiung verlieren. Mittelfristig droht den USA, die bislang 70 Prozent aller Nobelpreise einheimsen, der Verlust ihrer intellektuellen Vorreiterrolle. Schon im März erklärten in einer „Nature“-Umfrage 75 Prozent der US-Forscher, sie könnten sich vorstellen, das Land zu verlassen. Und auf künftige Eliten aus aller Welt dürften die Trump-USA ohnehin abschreckend wirken.
Für Deutschland und Europa bietet das eine riesige Chance. Anders als Trump (und hierzulande die AfD) suggeriert, besteht der wissenschaftliche Apparat keineswegs nur aus linken Gender- und alarmistischen Klimaforschern. So ein Unsinn! Bei Künstlicher Intelligenz, Medizin (Krebs!), Migration, Technik, Rüstung, Raumfahrt – und ja, auch beim Klima – geht es um grundlegende Zukunftsfragen der Menschheit, die ganz nebenbei mit riesigem wirtschaftlichem Potenzial verbunden sind. Würde es Bayern gelingen, mehr kluge Köpfe an LMU und TU zu holen, dürften davon hiesige Unternehmen enorm profitieren. Von innovativen Start-ups ganz zu schweigen.
Die künftigen Regierungsparteien gehen die Sache nur halbherzig an. „Mit einem ‚1000-Köpfe-Programm‘ wollen wir internationale Talente gewinnen“, heißt es zwar im Koalitionsvertrag. Doch Fachpolitiker, wie Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU), wiegeln ab – vermutlich in der Vorahnung, dass angesichts der Haushaltslage gar keine großen Abwerbeprogramme möglich sind. Das ist bedauerlich mutlos.
Auch die Unis selbst äußern sich mehrheitlich defensiv. Vermutlich, weil sie die oft prekären Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbetrieb nur zu gut kennen. Befristete Verträge, lange Arbeitszeiten, überbordende Bürokratie sind nicht sehr attraktiv. Wenigstens hier sollte man ansetzen.