Als Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zum Papst gewählt wurde, war er bereits 77 Jahre alt. Er selbst hatte nicht mit einem langen Pontifikat gerechnet. Und doch sollten es zwölf Jahre werden. Ein Dutzend Jahre, in denen er viel in der Kirche angestoßen hat, aber auch viele Erwartungen nicht erfüllen konnte.
Es fing an mit der Wahl seines Papstnamens Franziskus, der große Hoffnungen bei Gläubigen auf aller Welt geweckt hatte. Franziskus, dieser große Heilige, der vor allem für seine Liebe zu den Armen und zur Schöpfung verehrt wird, sollte sein Kompass sein. „Geht zu den Rändern!“ war denn auch der Auftrag, den der Papst vom anderen Ende der Welt seinen Priestern mit auf den Weg gegeben hat. Eine „zerbeulte Kirche“ wollte der Argentinier, keine reiche, selbstverliebte Institution mit Zierrat, goldener Spitze, unheilvollen Männerbünden und abgehobenem Personenkult.
Das ist ein Verdienst, der wohl erst in den nächsten Jahren richtig durchscheinen wird: Der erste Nichteuropäer im Papstamt seit Gregor III. (731-741) hat begonnen, die Kurie in Rom von ihrem Sockel zu stoßen, klerikale Bollwerke aufzubrechen. Entsprechend heftig wurden im Laufe seines Pontifikats auch die Widerstände aus der Vatikanischen Verwaltung, von Kurienkardinälen, die um ihren Einfluss bangten oder gar ihre Ämter verloren. Wie energisch Franziskus im Vatikan aufgeräumt hat, ist aller Ehren wert. Auch Frauen hat er in dem Männerstaat zumindest wichtige Ämter gegeben – noch kurz vor seinem Tod eine Ordensfrau an die Verwaltungsspitze des Kirchenstaats berufen.
Zugleich aber wurde Franziskus nicht den großen Hoffnungen gerecht, die viele Katholiken auf ihn gesetzt hatten. Vor allem diejenigen, die auf mehr Gleichberechtigung der Laien, insbesondere der Frauen, gehofft hatten. Die eine moderne Sexualmoral wünschen, das Ende der Zölibatspflicht für Priester herbeisehnen, mehr Barmherzigkeit für wiederverheiratete Geschiedene, eine konsequentere Missbrauchs-Aufarbeitung und ein Ende der Ausgrenzung Homosexueller fordern. Enttäuscht sind auch Frauen, die sich zu Weiheämtern in der Kirche berufen fühlen. Franziskus hat wichtige erste Weichen gestellt, aber vor den letzten Konsequenzen ist er zurückgeschreckt. Das Gespenst der Kirchenspaltung war übermächtig.
Dafür war Franziskus dann vielleicht auch zu alt. Er hat Türen geöffnet für weitere Veränderungen in der Kirche, aber ist selber nicht hindurchgegangen. Die Kardinäle, die seinen Nachfolger wählen werden, haben es in der Hand, ob diese Pforten wieder zugemauert oder mutig durchschritten werden.
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET