Obwohl der Papst sichtlich geschwächt war, begrüßte er die Gläubigen persönlich. © epd
Die letzte Privataudienz beim Papst hatte US-Vizepräsident JD Vance am Sonntag. © KNA
Jubel für den Papst: Franziskus fährt nach der Ostermesse in seinem Papamobil an der Menschenmenge auf dem Petersplatz vorbei. © Andrew Medichini/dpa
Rom – Das Sprechen fällt ihm schwer, aber er will es sich nicht nehmen lassen. Als der Papst am Ostersonntag mit seinem Papamobil auf den Balkon des Petersdoms geschoben wird, brechen 35 000 Gläubige in Jubel aus. „Es lebe der Papst“, ertönt es aus der Menge. Anders als bei seinen vorherigen Auftritten hat Franziskus keinen Schlauch in der Nase, über den er zusätzlichen Sauerstoff bekommt. „Liebe Schwestern und Brüder: Frohe Ostern“, sagt er mit leiser Stimme und winkt sichtlich geschwächt den Menschen zu. Dann spendet er den Segen „Urbi et Orbi“ (Der Stadt und dem Erdkreis). Er wird sein letzter sein.
Keine 24 Stunden später stirbt das Oberhaupt der katholischen Kirche. Er war dem Tod schon mehrfach nahe, seit er Mitte Februar wegen einer Bronchitis ins Krankenhaus kam, aus der sich eine beidseitige Lungenentzündung entwickelte. Fünf Wochen lang wurde er stationär behandelt, erlitt mehrere Atemkrisen, doch er kämpfte sich stets ins Leben zurück – bis kurz nach seinem Oster-Auftritt auf dem Petersplatz, den er seit Beginn seines Pontifikats im Jahr 2013 noch nie verpasst hat.
Die letzten Stunden seines Lebens müssen kräftezehrend gewesen sein. Während des etwa 20 Minuten langen Auftritts im Vatikan spricht der 88-Jährige nicht viel. Seine Osterbotschaft lässt er von seinem Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli, verlesen. Darin kritisiert er den Krieg in Gaza und den zunehmenden Antisemitismus auf der Welt. Einer seiner letzten Appelle ist es, „das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen“.
Kurz davor hatte er in seiner Residenz, dem Gästehaus Santa Marta, den US-Vizepräsidenten JD Vance für einige Minuten zum Gespräch empfangen. Der Pontifex überreichte ihm gleich mehrere Geschenke: drei große Ostereier aus Schokolade für seine Kinder, einen weißen Rosenkranz für seine Frau und eine Krawatte mit Vatikan-Emblem für JD Vance selbst. Der Stellvertreter von Donald Trump war 2019 zum katholischen Glauben übergetreten. Zu den Themen machte der Vatikan keine näheren Angaben. Ein Sprecher teilte lediglich mit: „Das Gespräch, das einige Minuten dauerte, bot die Gelegenheit, Ostergrüße auszutauschen.“
Der Republikaner ist damit der letzte Politiker, der eine Audienz beim Papst hatte. Als sein Ableben öffentlich wird, teilt Vance mit: „Es hat mich gefreut, ihn gestern noch zu sehen, auch wenn er offensichtlich sehr krank war.“ Das Verhältnis des Papstes zu Trump und dessen Umfeld galt zuletzt als angespannt. Kurz bevor Franziskus in die Klinik eingewiesen wurde, hatte er in einem Brief an die US-Bischöfe den Umgang der neuen US-Regierung mit Migranten und Flüchtlingen kritisiert. Auch in der Osterbotschaft prangerte er wieder an, „wie viel Verachtung“ Migranten bisweilen entgegengebracht werde.
Als der Vatikan am Ostermontag seinen Tod verkündet, versammeln sich immer mehr Menschen auf dem Petersplatz. Die Glocken des Petersdoms läuten. Am Abend wird er in seinen Sarg gelegt – ein bescheidener Holzsarg, ohne Prunk und Pomp, wie ihn sich der Papst kurz vor seinem Tod gewünscht hatte. Weil er wollte, dass Päpste künftig „wie jedes Kind der Kirche“ bestattet werden.