Der Papst und sein Berater: Zehn Jahre lang gehörte Kardinal Marx dem Kardinalsrat von Papst Franziskus an. © afp
München – Als ein „großes Geschenk für die Kirche und die Welt“ bezeichnete der Münchner Kardinal Reinhard Marx den Papst wenige Stunden nach dessen Tod. Der Münchner Erzbischof hatte Franziskus viele Jahre aus nächster Nähe erleben können, gehörte er doch zwei Amtsperioden von 2013 bis 2023 dem engsten Beratergremium des Papstes, dem Kardinalsrat, an. Bis zuletzt war Marx Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates, der für die Kontrolle und die Kirchenverwaltung im Vatikan zuständig ist. Anfang Februar hatte der Kardinal den Heiligen Vater zuletzt im Rahmen einer Privataudienz getroffen.
„Persönlich trauere ich um einen Papst, den ich über die gemeinsamen Jahre in großer Nähe erleben durfte“, schreibt Marx in einer achtseitigen Würdigung des verstorbenen Papstes. Gerne habe er das Kirchenoberhaupt in Fragen der Kurienreform und der Leitung der Weltkirche mit den anderen Mitgliedern des Kardinalsrats beraten. Marx betont die große Offenheit, mit der er mit Franziskus habe sprechen können. „Seine Ideen, seine klare Sicht der Dinge und seine herzliche Offenheit werden nicht nur mir fehlen.“
Der Jesuit, dem der Kontakt mit den Menschen immer ganz wichtig war, suchte das Gespräch. Das hat auch Kardinal Marx oft erlebt. „So wie viele Menschen, die ihm begegnet sind, war auch ich immer wieder neu davon berührt, dass er ganz da war, ganz im Augenblick der Begegnung sein konnte, zugewandt, aufmerksam, wertschätzend.“ Die Sorge um die Armen und Schwachen, die Menschen an den Rändern der Gesellschaft, habe im Mittelpunkt seines Wirkens gestanden.
Den einfachen Lebensstil des ersten Jesuiten-Papstes betont der Münchner Kardinal. In seinen Enzykliken habe er soziale Ungerechtigkeit und die Erschöpfung natürlicher Ressourcen beklagt. Aber auch mit dem schmerzlichen Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche habe sich Franziskus auseinandergesetzt. Er habe sich nicht davor gescheut, auch unbequeme Fragen anzugehen. Besonders verweist Marx auf das Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern aus dem Münchner Erzbistum 2023 in Rom. Deren Appelle, „dass die Kirche sich selbst verändern muss“, habe er als ernsthaften Auftrag mitgenommen. Ausdrücklich verweist Marx darauf, dass Franziskus den Segen für homosexuelle und unverheiratete Paare möglich gemacht hat.
Die Kurienreform zählt der Münchner Erzbischof zu den vordringlichen Aufgaben, denen sich der Papst gestellt hatte. Dabei habe er auch Frauen wichtige Führungspositionen im Vatikan übertragen. Mit der großen Weltbischofssynode, an der auch erstmals Laien – darunter auch zahlreiche Frauen – beraten und mitgestimmt hatten, habe Franziskus „einen entscheidenden Beitrag geleistet für eine stets lernende und sich verändernde Kirche“.
Es heißt, Marx werde so schnell wie möglich zur Vorbereitung der Trauerfeierlichkeiten nach Rom reisen. Im Münchner Liebfrauendom soll in Kürze eine Gedenkfeier für den verstorbenen Papst stattfinden. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren.
CM