Der Beginn des Konklaves 2013 in der Sixtinischen Kapelle. © Osservatore Romano
Vatikanstadt – Tausende von Menschen konnten im Kino sehen, was passiert, wenn ein Papst stirbt. Der mit einem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnete Film „Konklave“ beginnt mit dieser Szene. Das Drehbuch der Realität hat die Fantasie der Filmwelt aber noch weit übertroffen: Ein Papst, der am Ostermontag stirbt, nachdem er sich am Ostersonntag trotz schwerer Krankheit noch einmal mit letzter Kraft der Welt zum Ostersegen gezeigt hat. Jetzt wird im Vatikan ein Drehbuch aufgeschlagen, das die jahrhundertealten Riten enthält, die nach dem Tod eines Papstes einzuhalten sind. Und die auch im Jahr 2025 weitgehend so vollzogen werden dürften.
Nachdem der Papst gestern früh verstorben ist, musste zunächst ein Arzt den Tod offiziell feststellen. Der Camerlengo, der päpstliche Kämmerer, wird Franziskus seinen persönlichen Siegelring abgenommen haben. Der Ring wird zerbrochen, damit mit dem päpstlichen Siegel kein Missbrauch betrieben werden kann. Kämmerer ist derzeit der irische Kardinal Kevin Farrell. Er musste den Regeln zufolge auch die Wohnung des Papstes in der Casa Santa Marta versiegeln. Außerdem bittet er den Kardinaldekan, die Kardinäle nach Rom einzuladen. Kardinaldekan Giovanni Battista Re (91) hat in der sogenannten Sedisvakanz, der Phase zwischen zwei Pontifikaten, eine herausragende Rolle. Der Italiener selber kann aber wegen seines hohen Alters nicht mehr an der Papstwahl teilnehmen.
Nach dem Tod des Papstes beginnt nun ein neuntägiges Totengedenken. In dieser Zeit wird sein Leichnam im Petersdom aufgebahrt, damit die Menschen von Franziskus Abschied nehmen können. Das Kirchenoberhaupt aus Argentinien, das jeglichen Pomp ablehnte, hatte mit einigen Traditionen gebrochen. Er will nur in einem einfachen Holzsarg aufgebahrt werden, ohne den traditionellen Katafalk. Bereits vor zwei Jahren hatte der Papst angekündigt, dass er nicht im Petersdom beigesetzt werden möchte.
Zwischen dem 15. und dem 20. Tag nach dem Tod muss die Papstwahl beginnen. Dazu sind die Kardinäle aufgerufen, die noch nicht das 80. Lebensjahr erreicht haben. Im Vorkonklave wird die Wahl vorbereitet. Eine wichtige Zeit, in der Positionen ausgelotet, Kandidaten in den Blick genommen, Allianzen geschmiedet werden.
135 Purpurträger aus der ganzen Welt werden in die Sixtinische Kapelle einziehen, um unter strengster Geheimhaltung einen Nachfolger für Franziskus zu wählen. Ohne Handys, ohne jeglichen Kontakt nach außen. Jeden Tag wird es zwei bis drei Wahlgänge geben – bis ein Kandidat mit Zweidrittel-Mehrheit gefunden ist. Bei Papst Franziskus war 2013 im fünften Wahlgang alles entschieden. Nur 24 Stunden dauerte das Wahlverfahren.
Nachdem Franziskus das Kardinalskollegium sehr internationalisiert hat, wird damit gerechnet, dass es dieses Mal länger dauert, bis sich die Kardinäle überhaupt untereinander kennen- und einzuschätzen gelernt haben. Drei deutsche Kardinäle nehmen teil: Neben dem Münchner Kardinal Reinhard Marx (71) noch der Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller (77) und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (68). Sie gelten nicht als Papstanwärter.
Nach jedem Wahlgang werden die ausgezählten Stimmzettel in einem Ofen verbrannt und mit einem speziellen chemischen Zusatz versehen: Gibt es noch kein Ergebnis, kommt schwarzer Rauch aus dem Kamin der Sixtina, haben die Kardinäle eine Entscheidung getroffen, ist weißer Rauch zu sehen. „Habemus Papam“: Wir haben einen Papst, bedeutet das. Und kurz darauf wird sich der neue Papst der Welt auf dem Balkon des Petersdoms zeigen.
CLAUDIA MÖLLERS