KOMMENTARE

Putins Mann in Berlin muss schweigen

von Redaktion

80 Jahre Kriegsende

Groß ist die Empörung über die Ausladung Russlands vom deutschen Weltkriegsgedenken nicht nur in Moskau, sondern auch bei der AfD. „Unverständlich“ fand es Sachsens AfD-Chef Jörg Urban, dass der Botschafter Russlands, dessen Rote Armee im II. Weltkrieg den höchsten Blutzoll entrichtet habe, bei der Gedenkveranstaltung auf den Seelower Höhen vergangene Woche nicht habe reden dürfen. Bei der größten Schlacht des Weltkriegs auf deutschem Boden hatten dort vor 80 Jahren 35 000 sowjetische Soldaten den Tod gefunden, neben 16 000 deutschen und 2000 polnischen. Auch gestern im sächsischen Torgau, wo Amerikaner und Sowjets an der Elbe vor 80 Jahren aufeinandertrafen, musste der anwesende Kreml-Botschafter schweigen. Ebenso hat die Bundesregierung keinen Vertreter Moskaus zum zentralen Gedenken am 8. Mai in den Bundestag geladen.

Doch ist die gespielte Entrüstung der AfD darüber so verlogen und auch so geschichtsklitternd wie die Behauptung ihrer Parteichefin Alice Weidel, Hitler sei in Wahrheit ein „Kommunist“ gewesen. Nur zur Erinnerung: Russland bombardiert heute täglich ukrainische Städte, seine Soldaten deportieren Kinder und töten ukrainische Holocaustüberlebende unter dem hanebüchenen Vorwand, man müsse die Ukraine von den Nazis befreien. Vertretern des Moskauer Verbrecherregimes zu erlauben, das Weltkriegsgedenken für seine Kriegspropaganda zu missbrauchen, wäre eine unerträgliche Verhöhnung der Geschichte und der Opfer von damals und heute.

Nie wieder soll sich der von Nazi-Deutschland über die Welt gebrachte Schrecken wiederholen, der vor 80 Jahren endete; deswegen trafen sich Sieger und Besiegte gestern in Torgau, deshalb erinnern sie am 8. Mai im Bundestag gemeinsam an das Kriegsende. Solange sie selbst dieses „Nie wieder“ mit Füßen treten und in den Spuren der Verbrecher von damals wandeln, haben die Neofaschisten aus dem Kreml im Kreis der europäischen Familie nichts verloren.
GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

Artikel 1 von 11