KOMMENTARE

Kirche spielt weiter mit in der Weltpolitik

von Redaktion

Abschied von Papst Franziskus

Die Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus wird als ein historisches Ereignis im kollektiven Gedächtnis bleiben – kirchlich wie weltpolitisch. Trotz der turbulenten Weltlage mit furchtbaren Kriegen, Armut und Umweltzerstörung einerseits und der innerkirchlichen Spaltungsbefürchtungen andererseits wurde von diesem eindrucksvollen Requiem ein Hoffnungszeichen in die Welt, die Politik und in die Kirche gesendet.

Papst Franziskus hat auf seinem letzten Weg, der ganz nach seiner Art von eindrucksvollen Symbolen nur so gepflastert war, nicht nur Millionen von Menschen in Rom und an den Bildschirmen weltweit erreicht, er hat auch über seinen Tod hinaus politische Kontrahenten an einem Ort zusammengeführt, von dem Frieden und Versöhnung ausstrahlen. Das Foto von US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus dem Petersdom, wo sie sich auf einfachen Stühlen vor der Trauerfeier gegenübersaßen und ruhig miteinander gesprochen haben, hat das Potenzial, zu einem ikonischen Bild zu werden. In jedem Fall stiftet es Hoffnung, dass der Gesprächsfaden wieder aufgenommen werden kann zwischen den USA und der Ukraine. Das lässt neue Zuversicht wachsen, dass über diesen Weg ein Frieden mit Russland doch noch möglich sein könnte.

Ob sich Donald Trump nachhaltig von der Wirkmacht des vatikanischen Zaubers beeinflussen lässt, bleibt abzuwarten. Seine Sprunghaftigkeit ist ja die einzige Konstante in seiner Politik. Doch wurde mit den diplomatischen Gesprächen hinter den Kulissen des Vatikans unter Beweis gestellt, dass die katholische Weltkirche keinesfalls politisch abgemeldet ist, sondern mit ihrer Botschaft und ihrer Ausstrahlung auch heute noch viel bewirken kann.

Zugleich hat der Abschied von Papst Franziskus vor dem bevorstehenden Konklave das Signal in die Kirche gesendet, den Weg dieses großen Papstes weiterzugehen. Sein unerschütterlicher Kampf für die Armen, die Hungernden, die Vertriebenen, für Frieden und für die Rettung des Planeten wird nicht mit seinem Tod enden.

Franziskus hat dem Papstamt ein menschliches, ein liebenswertes Gesicht gegeben. Sein bescheidenes Leben, die Nähe zu den Menschen, seine impulsive Art, die auch zu Missverständnissen und manchen Fehlern geführt hat, all das hat ihn zu einem glaubwürdigen Kirchenoberhaupt gemacht.

Franziskus hinterlässt große Fußspuren. Die Kardinäle haben es jetzt in der Hand, einen Nachfolger zu wählen, der die Türen, die der Jesuit in seinem zwölfjährigen Pontifikat aufgestoßen hat, nicht zuschlägt. Damit die Kirche ganz im Sinne von Franziskus offen für alle bleibt.
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET

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