Vatikanstadt – Papst Franziskus hat seine letzte Ruhestätte in Santa Maria Maggiore gefunden. Einen Tag nach seiner Beisetzung kamen die Kardinäle gestern an sein Grab zum gemeinsamen Gebet. Eine eindrucksvolle Szene, denn unter den 134 Kardinälen, die Anfang Mai zum Konklave in die Sixtinische Kapelle ziehen werden, befand sich natürlich auch der Nachfolger von Papst Franziskus. Eigentlich sind 135 Purpurträger wahlberechtigt, doch Antonio Canizares Llovera (Spanien) kann aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Vatikan kommen.
Wer das 267. Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken wird, das wird frühestens ab dem 5. Mai entschieden. Bis dahin läuft eine neuntägige Trauerzeit. Diese Tage werden die Kardinäle für das sogenannte Vorkonklave nutzen – Zusammenkünfte, in denen die Papstwähler über das Profil des künftigen Papstes und die programmatische Zukunft der Kirche beraten. Diese Zeit müssen die Kirchenmänner auch nutzen, um sich kennenzulernen. 108 von ihnen sind von Papst Franziskus ernannt worden, haben also noch keine Papstwahl erlebt.
Im Konklave selber, wenn die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle eingeschlossen werden, gibt es während der Wahlgänge keine Personaldebatten. Aber anschließend in kleineren Zirkeln. Am ersten Tag gibt es einen Wahlgang, an jedem weiteren Tag maximal vier Durchgänge. Gewählt ist, wer zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinen kann.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx ist einer der wenigen, die bereits eine Papstwahl mitgemacht haben. Der 71-Jährige gilt zwar nicht als Kandidat für die Nachfolge, doch sehen ihn Experten als wichtigen „Strippenzieher“. Bei einem Konklave gibt es immer Persönlichkeiten, die aussichtsreiche Kandidaten unterstützen. Als Marx auf seine Rolle als „Königsmacher“ angesprochen wurde, reagierte er barsch: „Ich glaube, ich bin im falschen Film. Wir wählen keinen König.“
Seit Tagen wird aber über Favoriten spekuliert. Die Nummer eins bei den Buchmachern ist Pietro Parolin, der bislang als Kardinalstaatssekretär die inoffizielle Nummer zwei im Vatikan war. Gestern leitete der 70-Jährige die erste Sonntagsmesse seit dem Tod von Franziskus. Von der Wahl Papst Benedikts XVI. weiß man, dass dessen Predigt nach dem Tod Johannes Paul II. seine spätere Wahl maßgeblich bestimmt hat. Doch es gibt auch die alte Weisheit: Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.
CM