Gewalt gegen Drusen: Israel droht Syrien

von Redaktion

Damaskus – In Syrien hat sich der Konflikt im Zusammenhang mit der Gewalt gegen die Minderheit der Drusen im Land weiter verschärft. Die israelische Armee warnte die syrische Übergangsregierung am Samstag davor, ihre Truppen auf drusische Ortschaften in Südsyrien vorrücken zu lassen. Die Vereinten Nationen riefen unterdessen Israel dazu auf, die Angriffe gegen Ziele in Syrien „sofort“ einzustellen. Der Iran und die von ihm unterstützte Hisbollah-Miliz verurteilten die israelischen Luftangriffe als Attacke auf die syrische Unabhängigkeit.

Hintergrund der Äußerungen der israelischen Armee sind die jüngsten Gefechte in Syrien zwischen Kämpfern der islamistischen syrischen Übergangsregierung und der drusischen Minderheit mit dutzenden Toten, die in der Nacht zum Dienstag begonnen hatten. Israels Armee erklärte am Samstag, sie stehe bereit, um die Drusen zu schützen. Israelische Soldaten seien „im Süden Syriens im Einsatz und dazu bereit, ein Eindringen feindlicher Kräfte in drusische Ortschaften zu verhindern“.

Die Armee machte allerdings zunächst keine Angaben dazu, ob sie weitere Soldaten in die Region entsandte. Israel hatte bereits im Dezember Soldaten in einer entmilitarisierten Pufferzone zwischen Syrien und den israelisch besetzten Golanhöhen stationiert. Dies geschah kurz nach dem Sturz der Assad-Regierung in Syrien und der Machtübernahme durch die von der islamistischen HTS-Miliz angeführten neuen Machthabern.

Die israelische Armee gab zudem an, fünf drusische Syrer bei einer Evakuierungsaktion aus syrischem Staatsgebiet herausgebracht zu haben, um sie in Israel medizinisch zu behandeln. Einem syrisch-drusischen Amtsträger zufolge wurden die Betroffenen in Sahnaja bei Damaskus bei Gefechten verletzt. Die Drusen hätten Angst vor einer Einlieferung in Krankenhäuser in Damaskus gehabt, da sie befürchteten, dort festgenommen zu werden. Nach Angaben der israelischen Armee wurden seit Mittwoch bereits 15 syrische Drusen in ein Krankenhaus im nordisraelischen Safed eingeliefert.

In Syrien leben etwa 700 000 Drusen. Die im 11. Jahrhundert aus dem Islam hervorgegangene religiöse Minderheit macht etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus. Drusen leben auch im Libanon, in Israel und auf den Golanhöhen.

In der Nacht zum Samstag hatte die israelische Armee erneut militärische Ziele in Syrien angegriffen. Die Streitkräfte hätten „eine militärische Einrichtung, Flugabwehrkanonen und Infrastruktur für Boden-Luft-Raketen in Syrien getroffen“, erklärte die Armee. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mehr als 20 Angriffen auf militärische Ziele in ganz Syrien. Es handle sich um die schwersten Angriffe seit Jahresbeginn.

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, verurteilte die Luftangriffe als „andauernde und eskalierende Verletzung der syrischen Souveränität“. Die Angriffe müssten „sofort“ eingestellt werden. Die Kämpfe zwischen Drusen und regierungsnahen Einheiten in Syrien waren laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte durch eine Audiobotschaft ausgelöst worden, die einem Drusen zugeschrieben und von Muslimen als „blasphemisch“ eingestuft wurde. In den vergangenen Tagen wurden bei der Gewalt demnach mehr als hundert Menschen getötet, mehrheitlich drusische Kämpfer.

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