Schon vor der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler beschäftigte sich die internationale Presse mit der neuen deutschen Bundesregierung:
In Zeiten turbulenter Veränderungen sollte die Führungsrolle von Bundeskanzler Merz genau beobachtet werden, da er möglicherweise eine Schlüsselrolle spielen könnte, vielleicht in Abstimmung mit Ursula von der Leyen. (…) Die Fähigkeit, der AfD entgegenzuwirken, muss sich in der Praxis bewähren, doch die Wende Deutschlands, das in Infrastruktur, Verteidigung, Innovation und den ökologischen Wandel investiert, ist nicht zu unterschätzen und wird Auswirkungen auf ganz Europa haben. Es wäre jedoch ein Fehler, sofortige Ergebnisse zu erwarten. Die Konjunktur in Deutschland ist nach wie vor alles andere als günstig, die Wachstumsprognosen für dieses Jahr liegen bei null. Und die Probleme, die sich in den letzten zwanzig Jahren angesammelt haben und nach Covid deutlich zutage getreten sind, werden nicht in wenigen Monaten verschwinden. (…)“
LA REPUBBLICA (ROM)
„Dem Kanzler wird keine Schonfrist gewährt. Nicht außenpolitisch wegen des Ukraine-Konflikts und des von den USA ausgerufenen Handelskriegs, in die Deutschland in großem Umfang exportiert. Und auch nicht an der Heimatfront. Friedrich Merz steht zu seiner Linken in der Koalition mit den Sozialdemokraten unter Zwang. Zu seiner Rechten steigt die AfD, die vom Verfassungsschutz nun offiziell als rechtsextreme Partei eingestuft wird, unaufhaltsam auf. Aufrüstung (bislang ein Schimpfwort in Deutschland), Ökologie, Einwanderung, mangelhafte Infrastruktur (…) Da er sich der Herausforderungen bewusst ist, hat er bereits auf die heilige deutsche ,Schuldenbremse‘ verzichtet, um 500 Milliarden freizugeben. Der traditionelle Atlantiker hat sich auch klar zum Fallenlassen von Trump geäußert, was paradoxerweise den deutsch-französischen Motor wieder ankurbeln könnte.“
DNA (STRASSBURG)
„Die Übernahme der Kanzlerschaft durch Friedrich Merz an der Spitze einer Koalition aus CDU/CSU und SPD lässt die meisten der europäischen Verbündeten seines Landes erleichtert aufatmen. Sie hoffen, dass Deutschland die wirtschaftliche Flaute und das politische Auseinanderdriften überwinden wird. Schon jetzt gibt es Anzeichen dafür, dass die vitale, einst dynamische deutsch-französische Führungsrolle erneuert wird. Zumindest ist das die Verheißung: Eine wiederbelebte Wirtschaft, verbunden mit dem Vorhaben, eine Billion Euro für Infrastruktur und Verteidigung auszugeben, was auch Europa insgesamt zugutekommen wird. Der größte Konjunkturimpuls seit dem Fall der Berliner Mauer – als Reaktion auf Donald Trumps Lavieren in Bezug auf die Nato-Verpflichtungen der USA. Ein starkes Engagement für eine unabhängige europäische Verteidigung, einschließlich der Solidarität mit der Ukraine. Und ein erneutes Engagement für die europäische Integration.““
IRISH TIMES (DUBLIN)
„:„Ein Verbot rechtsextremer Parteien lässt sich grundsätzlich rechtfertigen. Viel schwieriger zu beantworten ist die strategische Frage: Ist es auch sinnvoll? Ein Verbot verstärkt das Opfer-Narrativ der extremen Rechten, wonach “die Elite„ ihre Macht mit allen Mitteln verteidigt, wenn sie den Kampf an den Wahlurnen zu verlieren droht. Das könnte den Rechtsradikalen in die Hände spielen.“
DE VOLKSKRANT (AMSTERDAM)