Indische Soldaten betrachten in der Unruheregion Kaschmir Wrackteile eines der vermeintlich von Pakistan abgeschossenen Kampfjets. © IMAGO
Neu Delhi/Islamabad – Nach Angriffen Indiens mit nach Angaben des pakistanischen Militärs 26 Toten spitzt sich die Lage auf dem Subkontinent gefährlich zu. Noch in der Nacht gab es laut indischer Armee Feuergefechte in der Grenzregion. Die Zeitung „The Indian Express“ berichtete von sieben toten Zivilisten, darunter zwei Kinder, im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir. Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif meldete außerdem den Abschuss von fünf indischen Kampfjets. Sharif erklärte, er habe seine Armeeführung zu Gegenschlägen ermächtigt. Die Sorge vor einem neuen Krieg zwischen den beiden Atommächten wächst.
Die Kämpfe sind eine Folge des Terroranschlags am 22. April im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs mit 26 Toten. Die Regierung in Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor, Islamabad weist den Vorwurf zurück. Nach Darstellung der indischen Regierung dienten die Luftangriffe im Rahmen der „Operation Sindoor“ der Prävention. „Unsere Geheimdienste, die in Pakistan basierende Terroristen-Einheiten beobachten, deuteten darauf hin, dass weitere Attacken gegen Indien drohten“, sagte der Staatssekretär im Außenministerium, Vikram Misri. Es sei notwendig gewesen, abzuschrecken und zu verhindern.
Die Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt, beide Atommächte beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich. Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.
Der Südasien-Experte Michael Kugelman sieht ein gefährliches Eskalationspotenzial, auch im Vergleich zu vorherigen Konflikten. „Der indische Angriff auf Pakistan hat ein viel größeres Ausmaß als der Angriff von 2019“, so der Experte auf der X. Das gelte ebenso für den von pakistanischer Seite gemeldeten Abschuss mehrerer indischer Kampfflugzeuge.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „sehr besorgt“.„Die Welt kann sich eine militärische Konfrontation zwischen Indien und Pakistan nicht leisten“, rief er beide Atommächte zur militärischen Zurückhaltung auf. US-Präsident Donald Trump sagte: „Ich hoffe nur, dass es sehr schnell endet.“ Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte in Paris: „Besonnenheit und Vernunft sind gefragt. An einer weiteren Eskalation sollte auch in der Region niemand ein Interesse haben.“ Auch China, das die Kontrolle über einen kleinen Teil im Osten der Kaschmir-Region hat, forderte beide Seiten zur Zurückhaltung auf.