Atomwaffen sind derart zerstörerisch, dass allein die Möglichkeit ihres Einsatzes für Frieden sorge: So in etwa waren die Begründungen, mit denen im Kalten Krieg immer mehr Nuklearwaffen aufgehäuft wurden. Nun zeigt leider nicht nur der russische Angriff auf die Ukraine, dass diese Waffen, die die ganze Welt vernichten können, ihre Abschreckungswirkung zunehmend verlieren: Indien und Pakistan stehen am Rande eines neuen Krieges, und das, obwohl beide Staaten über je 170 Atomsprengköpfe verfügen.
Besonders brisant ist, dass Pakistans Militär-Doktrin den Ersteinsatz von Atomwaffen erlaubt, wenn die Existenz des Staates bedroht sei. Und da es beim derzeitigen Konflikt auch um die Wasserversorgung ganz Pakistans geht, ist das Argument der existenziellen Bedrohung schnell bei der Hand. Der mächtige Nachbar China kann nicht einfach tatenlos dabei zusehen, wie Pakistan und Indien in einen Krieg hineinstolpern.
Das Problem ist: China ist Partei, hat selbst mit Indien 1962 schon einen Krieg um Kaschmir geführt. Und Pakistan ist heute ein treuer Verbündeter Pekings. Das macht es für Chinas Präsident Xi Jinping schwer, sich als glaubwürdigen Friedensstifter zu präsentieren.
Trotzdem: Da Islamabad und Neu-Delhi ihre direkten Kontakte gekappt haben, braucht es Vermittler, die die Spirale der Gewalt stoppen helfen. Bei aller Skepsis gegenüber dem diplomatischen Geschick von Donald Trump: Sein Angebot zu helfen, scheint im Moment noch die beste Alternative.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET