Xi und Putin rücken noch enger zusammen

von Redaktion

Demonstrative Freundschaft: Xi Jinping und Wladimir Putin in Moskau. © Bednyakov/dpa

Moskau/München – Es ist eine absurd lange Begrüßung. Gut eine halbe Minute lang laufen Wladimir Putin und Xi Jinping aufeinander zu. Eine Blaskapelle spielt feierliche Musik, während die beiden über den roten Teppich im Kreml schreiten. Irgendwann halten die beiden Staatschefs zwischen zwei gigantischen Flaggen (einer russischen und einer chinesischen), geben sich die Hand und wenden sich den Kameras zu. Die ganze Welt soll sehen, wie mächtig ihre Allianz ist.

Die Bilder von gestern sind erst der Anfang einer orchestrierten Propagandashow: Heute, am „Tag des Sieges“ werden gut 9000 Soldaten über den Roten Platz marschieren, darunter auch chinesische, begleitet von Panzern und Raketenwerfern. Am 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland will Putin sogar seine Atomraketen präsentieren. Auf der Ehrentribüne: Xi.

Der Kreml-Chef hat eine Reihe von Staats- und Regierungschefs eingeladen, doch der chinesische Präsident ist sein Stargast. Moskau und Peking haben sich bereits seit Beginn des Ukraine-Kriegs immer weiter angenähert, aber seit Donald Trumps Präsidentschaft ist ihre Beziehung wichtiger denn je: Während die USA mit ihrem Zickzack-Kurs in der Zollpolitik immer mehr Ansehen auf der internationalen Bühne verlieren, können Putin und Xi Stärke und Stabilität präsentieren. Peking werde Moskau angesichts „hegemonialer Schikanen“ zur Seite stehen, sagte Xi gestern in Moskau.

Ganze vier Tage bleibt Chinas Staatschef zu Besuch. Dabei geht es nicht nur um symbolträchtige Bilder – es soll auch eine ganze Reihe an Verträgen unterzeichnet werden. Im Fokus steht vor allem die 2600 Kilometer lange Gaspipeline „Power of Siberia 2“, die russisches Gas über die Mongolei nach China bringen soll. Eigentlich waren die Gespräche längst eingeschlafen, das Projekt auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt – China hatte bislang kein besonders großes Interesse an dem Mega-Projekt. Doch die hohen US-Zölle treffen Peking hart, und der Ausgang der anstehenden Verhandlungen mit Washington ist noch völlig ungewiss. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf anonyme Quellen, dass sich Xi deshalb nun eher auf einen Gas-Deal mit Russland einlassen könnte.

Eine starke Bindung zwischen China und Russland sei „für beide Seiten von Vorteil“ und basiere auf „gleichberechtigten Grundlagen“, sagte Wladimir Putin gestern bei dem Treffen. Xi sprach wiederum von „herzlichen und fruchtbaren“ Gesprächen.
KATHRIN BRAUN

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