GASTKOMMENTAR ZU TRUMPS NAHOST-REISE

Diplomatie oder Geschäftsabenteuer?

von Redaktion

Der erste geplante Auslandsbesuch von Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit – die Teilnahme an der Beerdigung von Papst Franziskus war nicht vorgesehen – führt ihn ausgerechnet ins Herz der arabischen Welt. Das sagt einiges über seine Weltsicht und die US-Interessen darin aus – aber auch darüber, wie er seine Amtszeit nutzen will, um sich zu bereichern.

Warum also fühlt Trump das Bedürfnis, ab heute nach Saudi-Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar zu reisen? Man könnte denken, dass er die Tradition amerikanischer Präsidenten seit den 1970er-Jahren fortsetzt, auf Frieden in der Region hinzuarbeiten. Aber im Gegensatz zu seinem ersten Trip in den Nahen Osten 2017 wird Trump keinen Zwischenstopp in Israel einlegen – ein Affront, der in Jerusalem Panikreaktionen ausgelöst hat.

Nein, bei dieser Reise geht es nicht um Geopolitik. Wie seine fast täglichen Zollspasmen deutlich machen, sieht Trump die Welt nicht als Arena der Machtpolitik, sondern als Markt, in dem Staaten um ihre Marktanteile konkurrieren müssen. Seine Reise dreht sich um Deals, und für Trump sind Deals immer persönlich. Und wenn ich persönlich sage, meine ich persönlich.

Trump und sein Sondergesandter Steve Wittkoff haben zahlreiche Geschäftsverbindungen zum Golf. Die geschäftlichen Interessen der Trump-Familie dort umfassen Immobilien, Luxusmarken und Finanzinvestitionen, oft vermittelt durch Partnerschaften mit staatlich unterstützten Einrichtungen. Laut New York Times hat die Trump-Familie sechs laufende Geschäfte mit einer mehrheitlich saudi-arabischen Immobilienfirma, einen Kryptowährungsdeal mit einer Tochtergesellschaft der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate und ein neues Golf- und Luxusvillenprojekt, das von der Regierung Katars unterstützt wird.

Hinzu kommt das möglicherweise wertvollste – und potenziell kriminelle – Geschenk, das einem US-Präsidenten je von einer ausländischen Regierung gemacht wurde. Berichten zufolge will die Trump-Administration einen Super-Luxus-Jumbojet von Boeing von der königlichen Familie Katars als Geschenk annehmen. Der Jet soll vorübergehend als Air Force One genutzt werden. Kurz vor Ende von Trumps Amtszeit wird er an die Trump-Präsidialbibliotheksstiftung übertragen, die es später für Trumps persönlichen Gebrauch zur Verfügung stellen könnte.

Natürlich ist es schwer, das mit der US-Verfassung in Einklang zu bringen, die derlei Geschenke verbietet. Aber Trump tut sich sowieso schwer mit der Verfassung. Zweifellos wird es in den nächsten Tagen viele Deals geben, die Trump als positiv verkaufen wird. Aber ich vermute, dass der wahre Maßstab für den Erfolg des selbst ernannten „Meisters des Deals“ darin besteht, wie schwer seine eigenen Taschen wiegen, wenn die inzwischen 34 Jahre alte 747, die derzeit als Air Force One dient, zum Rückflug nach Washington abhebt.

Der Autor

Der in München lebende US-Amerikaner James Davis ist Politik-Professor in St. Gallen.

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