Das ist schon vier Tage nach seiner Wahl klar: Leo XIV. ist kein Taktierer, der sich in Wortgirlanden um ein Thema herumschlängelt oder hinter Geheimdiplomatie versteckt. Der neue Papst redet Klartext – aber stets mit einer positiven, hoffnungsfrohen Botschaft. So, wie er sich in seinem ersten Sonntagsgebet eindeutig an die Seite der Ukraine gestellt hat, so fordert er tags darauf die Freilassung aller Journalisten, die wegen ihrer Suche nach der Wahrheit im Gefängnis sitzen. Sein Plädoyer für die Pressefreiheit dürfte nicht nur in Russland aufhorchen lassen: „Nur informierte Völker können freie Entscheidungen treffen.“
Es ist wohltuend, in welch klarem Ton das neue Kirchenoberhaupt die Grundlinien des Zusammenlebens zeichnet. „Wie wir sind, so ist die Zeit“, zitiert Papst Leo den Kirchenvater Augustinus, den Namensgeber des Ordens, dem auch das neue Kirchenoberhaupt angehört. Es gehe darum, die Zeit zu gestalten, in die Hand zu nehmen. Dass man nicht hilfloses Opfer der Umstände ist.
Leo XIV. lamentiert nicht, beklagt sich in seinem ersten Treffen mit Journalisten nicht über negative Schlagzeilen in der Presse. Im Gegenteil: Er dankt den Medien für die Begleitung und ermuntert sie zu einer Kommunikation für den Frieden. „Der Frieden beginnt damit, wie wir über den anderen reden.“ So einfach ist das. Eine Entwaffnung der Worte könne dazu beitragen, die Welt zu entwaffnen. Leo steht für eine neue Tonlage in der Welt und hoffentlich auch in der Kirche.
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET