Ärger in Aiwangers Hinterhof

von Redaktion

Rumoren bei Freien Wählern

Es gärt bei den Freien Wählern. Kein Wunder: Das Abschneiden bei der Bundestagswahl war dermaßen schlecht, dass es sich nicht mal mit der Parteienfinanzierung schönreden lässt. Alle Direktmandate verpasst, Hubert Aiwanger selbst nicht mal auf Platz zwei – das treibt die Partei auch nach einem Vierteljahr intensiv um, wie etwa der Ärger im Allgäu zeigt, wo nun eine bekannte Landrätin hinwirft.

Aiwanger hat seiner Partei – ja, es ist inzwischen eine ganz normale Partei – zu viel zugemutet als weitgehender Alleinentscheider. Seine persönliche Popularität in Teilen des ländlichen Raums und das starke Landtagswahlergebnis 2023 haben viel überdeckt. Doch strategisch ist die Leitfrage unbeantwortet, wo die Freien Wähler ihre politische Heimat finden: rechts der CSU mit dem (demokratisch ehrenwerten) Anliegen, Wähler von der AfD zurückzuholen? Oder mittiger, liberaler als eine Söder-Merz-Union derzeit? Beides hat lautstarke Befürworter. Personell wachsen zudem Rivalitäten. Aiwanger ist eines der größten rhetorischen Talente der Landespolitik, aber als starker, fokussierter Wirtschaftsminister wird er weiter nicht wahrgenommen. Der besonnene Fraktionschef Florian Streibl und die umsichtige Kultusministerin Anna Stolz entfalten medial weniger Wucht, sind nicht so spannend, aber fachlich viel stärker, Digitalminister Mehring ist zumindest (noch) ehrgeiziger. Daraus hat sich bisher keine Front formiert, keine Attacke akut in Sicht, auch, weil den Freien Wählern die gelegentliche CSU-Brutalität bei der Selbsterneuerung fehlt; aber gemütlich ist diese Lage auf Dauer nicht.

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