KOMMENTAR

Ein Deal, der sich nicht nur für Trump auszahlt

von Redaktion

Bei seiner Saudi-Arabien-Reise verquickt Donald Trump ungeniert seine privaten Geschäftsinteressen mit der US-Außenpolitik. Und so ist es eher ein Gegengeschäft, wenn er sich dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zuliebe mit dem syrischen Machthaber Ahmed al-Scharaa trifft.

Doch egal: Im Ergebnis ist es zu begrüßen, wenn die USA die Syrien-Sanktionen aufheben. Diktator Baschar al Assad, gegen den sich die Sanktionen gerichtet haben, ist weg. Und die neue Regierung, auch wenn sie von einem einstigen Gotteskrieger wie Ahmed al-Scharaa geführt wird, verdient einen Vertrauensvorschuss – und erst recht die syrische Zivilbevölkerung.

Syrien ist zu wichtig für die Stabilität der Region, weshalb es richtig ist, dass die USA sich um gute Kontakte zu den neuen Machthabern in Damaskus bemühen – ohne Naivität: Die Rolle der Islamisten-Regierung bei der Gewalt gegen die drusische Minderheit in Syrien ist fragwürdig. Aber nur, wenn ein guter Draht zu al-Scharaa aufgebaut wird, hat der Westen eine Chance, Einfluss zu nehmen, um derartige Exzesse gegen religiöse Minderheiten zu unterbinden.

Benjamin Netanjahu registriert sehr wohl, dass Trumps Saudi-Liebe auch bedeutet, dass der scheinbare Freifahrtschein Israels gegen Syrien und die Palästinenser aufgekündigt ist. Umgekehrt drängt Trump die arabischen Staaten, die Normalisierung der Beziehungen zu Israel trotz der Exzesse im Gaza-Krieg nicht aufzugeben. Wenn das geschäftliche Denken Trumps helfen kann, uralten Hass aufzuweichen, dann ist jeder Deal Gold wert.

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