HINTERGRUND

Ein Mini-Dobrindt als CSU-Statthalter in Berlin

von Redaktion

Alexander Hoffmann führt jetzt die Landesgruppe: Die Fußstapfen sind recht groß

Steiler Aufstieg: Hat Alexander Hoffmann das Amt als Chef der CSU-Landesgruppe im Kreuz? © Gollnow/dpa

Berlin/München – Bestimmt war es nett gemeint, wobei man das in der Politik nie genau wissen kann. Als „Alex der Jüngere“ oder auch „Alex II.“ wurde Alexander Hoffmann der Öffentlichkeit vorgestellt. Das durfte so verstanden werden, als solle er nahtlos die Rolle von Alexander Dobrindt übernehmen, des wortmächtigen schwarzen Strippenziehers in Berlin. Formal stimmt das, Hoffmann ist nun Landesgruppenchef der CSU. Aber in den ersten Tagen zeigt sich: Zwischen Alex I und II gibt‘s doch große Unterschiede.

Hoffmann bemüht sich in seinen ersten Auftritten beim Tegernsee-Gipfel in Bayern und vor den Hauptstadt-Journalisten in Berlin um ein sympathisches, bodenständiges Bild. Der verheiratete Katholik, zwei Kinder, tiefer fränkischer Dialekt, erzählt vom Bettenfachgeschäft seiner Eltern, in dem er in den Ferien half und Lieferungen ausfuhr. „Ich kann Knöpfe annähen und kann Betten machen, das hat mich zum Helden in der Bundeswehr gemacht“, witzelt er. Wehrdienst, Jurastudium, dann Bauabteilungsleiter in einem Landratsamt – keine schillernde Vita, eher solide, hinzu kommt das für Politiker etwas abgedroschen klingende Bekenntnis, nie ein Mandat angestrebt zu haben.

Dass er auf dem potenziell einflussreichen Posten als Chef aller CSU-Abgeordneten gelandet ist, verdankt er Alex I. Dobrindt holte Hoffmann zwar nie in sein Berliner Aufsteiger-Netzwerk „Zugspitzgruppe“, aber beide haben ein Vertrauensverhältnis entwickelt. Dobrindt sieht in dem 50-Jährigen einen intern gut vernetzten, rhetorisch begabten und vor allem loyalen Mitstreiter. Und: keinen aufmüpfigen Quertreiber. Die Rolle, die CSU im Bund zu koordinieren, vor allem im Koalitionsausschuss, wird Neu-Innenminister Dobrindt kaum hergeben. Hoffmanns Job: sekundieren, ausführen, den Laden zusammenhalten, sich auch ja nicht mit dem von Zeit zu Zeit aus München einfliegenden Markus Söder anlegen. Nicht viel übrig also von der einzigartigen Machtfülle und Weisungsunabhängigkeit eines CSU-Anführers in Berlin.

Die Fußstapfen sind eh groß. Dobrindt hat sich einen Ruf als Stratege und kluger Erklärer erarbeitet, ausgerechnet er, der frühere Scharfmacher, soll die Koalitionsverhandler im April kurz vor dem Scheitern gerettet haben. Und vor ihm waren klingende Namen wie Ramsauer, Glos, Waigel, Zimmermann, sogar Strauß auf dem Posten. Alex II muss da reinwachsen.

Bei den CSU-Personalien für die Regierung wurde er, so schildern Beteiligte, zwar beiläufig eingebunden – sein Rat dann aber ignoriert. Seine Freunde sagen, am Tag des verkorksten ersten Kanzler-Wahlgangs habe Hoffmann schon Talent bewiesen, habe ruhig, konzentriert, freundlich den aufgeregten CSU-Block in der Unionsfraktion zusammengehalten. Seine Kritiker betonen, wenig später sei er schon knietief in den ersten Fettnapf gesprungen, als er einen Tweet zur angeblichen „Notlage“ an den Grenzen losschickte und schnell wieder löschen musste. Alex I wäre das nicht passiert.
CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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