Das Ringen um Trumps Gunst

von Redaktion

Verhandlungen um Ukraine-Frieden

Wladimir Putin, der sonst so begnadete Taktiker, hat sich verzockt. Der Kreml hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass Wolodymyr Selenskyj zu direkten Gesprächen in die Türkei kommen würde – immerhin hatte der ukrainische Präsident im Oktober 2022 per Dekret verboten, mit dem Kriegsverbrecher aus Moskau zu verhandeln.

Die Weigerung Putins, nun zu den von ihm selbst vorgeschlagenen direkten Gesprächen zu erscheinen, entlarvt den russischen Präsidenten: Ihm ging es dabei nie wirklich um eine Verhandlungslösung, sondern allein darum, die Gunst Donald Trumps nicht zu verlieren. Denn die dauerhafte Abwendung der USA von der Ukraine und damit auch von Europa wäre für Putin der größte Triumph. So sehr sich alle wünschen, dass es endlich echte Verhandlungen über echten Frieden in der Ukraine gibt: Der Prozess, der jetzt begonnen hat, ist in Wahrheit ein Buhlen Kiews und Moskaus um Trumps Gunst.

Eigentlich müsste der US-Präsident über Putins Wortbruch so verärgert sein, dass er die Waffenlieferungen an die Ukraine wieder in vollem Umfang aufnimmt. Der US-Senat arbeitet zudem an einem Sanktionspaket, wonach Staaten, die weiterhin Gas und Öl aus Russland kaufen, mit 500 Prozent Zöllen bestraft werden. Das würde Russlands ohnehin schwache Wirtschaft wirklich hart treffen. Und Putins derzeit so vorteilhafte Situation dramatisch verschlechtern. Der Frieden entscheidet sich leider noch nicht am Verhandlungstisch. Der Schlüssel liegt im Weißen Haus.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET

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