Im Istanbuler Dolmabahce-Palast sitzen sich die verfeindeten Delegationen gegenüber. © dpa
Istanbul – Es ist eigentlich eine Sensation: Erstmals nach über drei Jahren finden direkte Gespräche zwischen der Ukraine und Russland statt. Bilder zeigen, wie die Delegationen der zwei verfeindeten Länder im Dolmabahce-Palast in Istanbul weit entfernt voneinander sitzen, in der Mitte die türkischen Vertreter, unter ihnen Außenminister Hakan Fidan.
Doch nur etwas mehr als 90 Minuten dauern die ukrainisch-russischen Gespräche in Istanbul. Es ist also nicht verwunderlich, dass es zunächst keine Annäherung bei der Frage einer Waffenruhe zwischen den Kriegsparteien gibt.
Die russische Seite habe „inakzeptable“ Forderungen gestellt, um die Gespräche scheitern zu lassen, sagt ein ukrainischer Regierungsvertreter am Freitag nach den Verhandlungen. Dazu gehöre, dass Kiew ukrainische kontrollierte Gebiete abtreten solle, bevor es überhaupt eine Waffenruhe gebe. Kiew aber will vor allem eine schnelle Waffenruhe aushandeln, damit das Blutvergießen endet. Anschließend sollen dann die Bedingungen für einen dauerhaften Frieden geklärt werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigt sich enttäuscht. „Wir hatten diese Woche eine echte Chance, uns auf ein Ende des Kriegs hinzubewegen – hätte Putin nicht davor Angst gehabt, in die Türkei zu kommen“, erklärt er am Rande eines Gipfeltreffens europäischer Staats- und Regierungschefs in Albanien. Er selbst sei zu einem direkten Treffen mit dem Kremlchef bereit gewesen. „Er hat aber zu nichts zugestimmt.“
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bedauert den schleppenden Fortschritt der Friedensbemühungen. „Wir sind uns einig darüber, dass die russische Seite eine gute Gelegenheit gehabt hätte, in dieser Woche erste Gespräche über ein Friedensabkommen mit einem vorangegangenen Waffenstillstandsabkommen zu führen“, sagt Merz, ebenfalls zu Gast in Albanien. „Wir sind sehr enttäuscht, dass dies nicht stattgefunden hat.“
Der Kreml indes zeigt sich zufrieden über die erste Gesprächsrunde mit Ukraine-Vertretern. „Nachdem die Parteien ein Konzept für eine Waffenruhe vorgelegt haben, halten wir es für angebracht, unsere Verhandlungen fortzusetzen“, teilt ein Putin-Berater mit.
Als einzig bekanntes Resultat des Gesprächs wurde ein Austausch von Kriegsgefangenen vereinbart. Jeweils 1000 Soldaten beider Kriegsparteien sollen in ihre Heimat zurückkehren. Es wäre der zahlenmäßig größte Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn.
US-Präsident Donald Trump hatte ohnehin keine großen Hoffnungen an das Gespräch: „Es wird nichts passieren, bis Putin und ich zusammenkommen.“ Am Freitag bekräftigt er noch einmal seine Bereitschaft, sich so bald wie möglich mit dem Kremlchef zu treffen. Doch Moskau will sich auch dabei Zeit lassen.