Papst Leo bietet sich als Vermittler an

von Redaktion

Große Hoffnungen richten sich auf den neuen Papst: Dieses Graffiti aus Mailand verdeutlicht, dass der US-Amerikaner Papst Leo XIV. für ein anderes Amerika steht. © PAOLO SALMOIRAGO/EPA

Vatikanstadt – An diesem Sonntag versammeln sich wieder Staatsoberhäupter und Kirchenführer auf dem Petersplatz in Rom: Papst Leo XIV. wird in sein Amt eingeführt. In einem feierlichen Gottesdienst nimmt er die päpstlichen Insignien entgegen: das Pallium, eine weiße Wollstola mit aufgestickten roten Kreuzen, den eigens für ihn angefertigen Fischerring und den für den Papst typischen geraden Hirtenstab. Hunderttausende Gläubige werden auf dem Petersplatz und der angrenzenden Via della Conciliazione erwartet.

Zwei Stunden wird die Liturgie ungefähr dauern. Zu Beginn wird Leo XIV. mit den Patriarchen der katholischen Ostkirchen zum Petrusgrab unter dem Petersdom herabsteigen. Dazu erklingt die Hymne „Tu Es Petrus“ (Du bist Petrus). Früher gab es eine regelrechte Inthronisierung – das wurde aber bereits 1978 durch Johannes Paul I. abgeschafft.

Neben der weltkirchlichen Bedeutung birgt die Amtseinführung erneut wichtige politische Chancen. Wie der vor zehn Tagen gewählte Pontifex schon in den ersten Tagen seines Pontifikats immer wieder betont hat, sieht Leo XIV. die Kirche in einer bedeutenden Rolle für den Weltfrieden. Am Freitag noch traf er sich mit den beim Vatikan akkreditierten Botschaftern – und kündigte dort an, dass die vatikanische Diplomatie ihre Mission als Dienst an der Menschheitsfamilie verstehe.

Doch bleibt es nicht bei schönen Worten: Nachdem das Treffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Türkei nicht zustande gekommen ist, bietet sich nun der Vatikan als Vermittler an. Leo XIV. hatte bereits am Mittwoch erklärt, der Heilige Stuhl stehe bereit, „damit sich die Feinde begegnen und einander in die Augen schauen können, damit den Völkern die Hoffnung zurückgegeben wird und ihnen die Würde wiedergegeben wird, die sie verdienen, die Würde des Friedens“. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat das am Freitag erläutert: „Konkret bedeutet dies meiner Meinung nach, dass der Heilige Stuhl für ein Treffen zwischen den beiden Parteien zur Verfügung steht, dass sie zumindest miteinander sprechen.“

Die diplomatischen Drähte hinter den Kulissen laufen heiß. Als ziemlich sicher gilt, dass es im Rahmen der Amtseinführung zu einem Treffen des US-Vizepräsidenten JD Vance mit dem neuen Papst kommen wird. Der Katholik Vance war auch der letzte Politiker, der mit Papst Franziskus gesprochen hatte, einen Tag vor dessen Tod am Ostermontag. Zur US-Delegation gehört auch der Außenminister Marco Rubio, ebenfalls ein Katholik. Ob Selenskyj zur Amtseinführung kommen wird, ist unklar. US-Präsident Donald Trump wird nicht erwartet. Aus Deutschland kommen Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Auf den 267. Papst richten sich große Hoffnungen. Etwa auch eine klarere Haltung gegenüber dem Moskauer Patriarchen Kyrill, der Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt.

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