Rumänien wählt zwischen zwei Welten

von Redaktion

Ultrarechter Simion geht als Favorit ins Rennen – sein Erfolg hätte Auswirkungen auf die EU

Bukarest – Rechtsnationalismus oder Fortsetzung des EU-Kurses: Am Sonntag stehen sich in der zweiten Runde der wiederholten Präsidentschaftswahl in Rumänien der ultrarechte George Simion und der proeuropäische Bukarester Bürgermeister Nicusor Dan gegenüber. Simion, der die erste Runde der Wahl mit fast 41 Prozent für sich entscheiden konnte, gilt als Favorit. Der 38-Jährige kommt in der einzigen veröffentlichten Umfrage auf 55 Prozent.

Simions Sieg im ersten Durchgang hatte vor zwei Wochen ein politisches Erdbeben ausgelöst. Am Tag nach der Wahl trat Ministerpräsident Marcel Ciolacu zurück, da er für seine prowestliche Regierungskoalition „keine Legitimität“ mehr sah: Der Kandidat des Establishments, Crin Antonescu, hatte es nicht in die Stichwahl geschafft. Simion stellt die Unterstützung für die Ukraine infrage und ist ein erklärter Fan von US-Präsident Donald Trump. Der rumänische Präsident hat zwar vor allem eine repräsentative Rolle, ein Wahlsieg Simions würde aber das rechtsnationalistische Lager in der EU stärken.

Rumänien steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Im November hatte der unbekannte Rechtsradikale Calin Georgescu überraschend die erste Runde der Präsidentenwahl gewonnen. Das Verfassungsgericht erklärte den Urnengang jedoch wegen des Verdachts der Wahleinmischung durch Russland für ungültig, Georgescu wurde von der Wahl ausgeschlossen. Stattdessen trat bei der Wiederholung der Wahl Simion als Kandidat des rechten Lagers an. Sollte er die Wahl gewinnen, will er Georgescu zum Ministerpräsidenten ernennen.
AFP/KNA

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