Die katholische Weltkirche hat eine neue Stimme, die Zuversicht und Frieden in die zerstrittene Welt bringen will. Papst Leo XIV., der gestern in sein neues Amt eingeführt worden ist, stellte die Liebe und die Einheit als zentrale Gedanken des Christentums heraus. Ein Auftrag, den Leo nicht allein für die Weltkirche formulierte: Die katholische Kirche soll Beispiel geben für die Welt.
Das ist weit mehr als eine geistliche Vision. In seiner empathischen und hoffnungsfrohen Art hat der Papst skizziert, wo er seinen Auftrag sieht. Eine große Herausforderung für den Augustiner-Mönch, der sympathisch und menschlich vor der Welt gestand, „mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder“ zu kommen. Ein Oberhaupt über 1,4 Milliarden Katholiken, das sich der Schwere seines Amtes durchaus bewusst ist. Der aber in seiner – für einen 69-Jährigen – erstaunlichen Jugendlichkeit Zuversicht ausstrahlt.
Diese positive Botschaft, die vom Petersplatz aus in die Welt geschickt wurde, war auch an die politischen Delegationen, Staatsoberhäupter und Regierungschefs gerichtet, die drei Wochen nach der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus erneut in großer Zahl in den Vatikan gereist sind. Dass das Gesprächsangebot, das Papst Leo den Politikern offeriert hat, weit mehr als bloße Rhetorik ist, zeigt die Tatsache, dass sich das Kirchenoberhaupt noch am Tag seiner Amtseinführung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen hat. Mit dem US-Vizepräsidenten JD Vance soll es heute ein Gespräch geben.
Die Gabe des Papstes, zuhören zu können und durch eine ruhige, aber bestimmte Art seine Gesprächspartner ernst zu nehmen, kann neue Gesprächskanäle öffnen. Leo XIV., der sich auch im höchsten Amt der katholischen Kirche weiter als Missionar versteht, nimmt sich zurück, um einer höheren Sache zu dienen. Damit zeigt er der Welt, dass ein Zusammenleben nur möglich ist, wenn die Völker in Frieden miteinander leben wollen. Der Papst will die Weltkirche noch mehr dazu nutzen, den Raum für Gespräche anzubieten, als Brückenbauer für eine friedlichere Welt. Der Beginn des Pontifikats ist vielversprechend. Doch jetzt muss Papst Leo seine Vision von Frieden und Einheit in Kirche und Welt mit Leben füllen.
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET