Von wegen Frieden! Retter bergen die Leichen von Fahrgästen, nachdem eine russische Drohne einen Passagierbus in der Region Sumy getroffen hat. © Ukrainian Emergency Service/dpa
Kiew/Moskau/Washington – Es sind die stärksten Drohnenangriffe seit Kriegsbeginn. Kurz nach den ersten direkten Verhandlungen mit der Ukraine seit drei Jahren hat Moskau 273 unbemannte Flugobjekte gegen das Nachbarland eingesetzt, teilten die Luftstreitkräfte in Kiew mit. In der Hauptstadt Kiew starb eine Frau. Drei Menschen, darunter ein vier Jahre altes Kind, seien verletzt worden. Bei einem Drohnenangriff auf einen Bus im Gebiet Sumy starben am Samstag mindestens neun Menschen. Sieben wurden verletzt – sie erlitten laut Präsident Wolodymyr Selenskyj Verbrennungen und Knochenbrüche.
Selenskyj hat Russland vorgeworfen, vorsätzlich Zivilisten getötet zu haben. „Alle Verstorbenen waren Zivilisten. Und den Russen konnte nicht entgangen sein, auf welche Art von Fahrzeug sie gezielt haben“, erklärte Selenskyj. Er veröffentlichte Bilder von einem völlig zerstörten blauen Transporter – ohne Fensterscheiben und mit aufgerissenem Dach. Selenskyj zufolge sei der Angriff ein weiterer Beweis, dass Russland kein Interesse an einer Waffenruhe hat. Der Angriff auf den Bus ist auch nach den Worten des Auswärtigen Amts in Berlin „an Zynismus nicht zu überbieten“. „Keine 24 Stunden nach Ende der Istanbul-Gespräche verdeutlicht Putin erneut, dass er keinen Frieden will“, hieß es aus Berlin.
US-Präsident Donald Trump will nach eigenen Angaben heute mit Kreml-Chef Wladimir Putin in einem Telefonat über den Ukraine-Krieg sprechen. Es solle darum gehen, wie ein Ausweg aus dem „Blutbad“ gefunden werden könne, erklärte Trump. Nach Angaben von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wollen die Europäer noch vor dem Telefonat mit Trump reden.
Trump erklärte weiter, er werde im Anschluss an das Telefonat mit Selenskyj und Nato-Vertretern sprechen. Merz hat derweil am Rande der Amtseinführung des Papstes weitere Ukraine-Gespräche geführt: Im Petersdom sprach er gestern mit Selenskyj und mit US-Außenminister Marco Rubio. Am Abend wollte er sich erneut mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premierminister Keir Starmer und Trump zusammenschalten, um sich vor Trumps Gespräch mit Putin abzustimmen.
Auch US-Vizepräsident JD Vance traf sich in Rom mit Selenskyj zu ihrem ersten Gespräch seit dem Eklat im Weißen Haus Ende Februar. Nach Angaben eines ukrainischen Regierungsvertreters ging es bei dem rund eine halbe Stunde dauernden Gespräch ebenfalls um das heutige Telefonat.
Russland und die Ukraine hatten am Freitag zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren direkte Gespräche geführt. Das Treffen in Istanbul endete aber ohne Annäherung. Die Konfliktparteien einigten sich zwar auf einen Gefangenenaustausch und erörterten ein mögliches Treffen zwischen Putin und Selenskyj – doch es gab kaum Anzeichen für Fortschritte zur Beendigung des Krieges.
Der Kreml knüpfte ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj derweil an die Bedingung, dass beide Länder zuvor eine „Vereinbarung“ erzielen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Moskau halte ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj für „möglich“, aber nur als „Ergebnis der Arbeit“ beider Seiten und nach Abschluss einer „Vereinbarung“. Die Ukraine war mit der Forderung nach einem solchen Treffen in die Gespräche in Istanbul gegangen.