Der Kronprinz von Niedersachsen

von Redaktion

Machtwechsel: Olaf Lies folgt auf Ministerpräsident Weil

Hannover/München – Der „Prinz Charles von Niedersachsen“ ist kein Royal aus dem Hause Windsor, sondern ein Wirtschaftsminister aus der SPD: Olaf Lies galt lange als der ewige Thronfolger des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD). Doch nach mehr als einem Jahrzehnt in Weils Kabinett soll Lies nun gekrönt werden. Mit großem Rückhalt geht der 58-Jährige heute in die Wahl zum Ministerpräsidenten. Bei einem Sonderparteitag des SPD-Landesverbandes nominierten ihn seine Parteikollegen am Wochenende einstimmig.

Lies erfreut sich in der SPD Niedersachsen großer Beliebtheit. Auch zu Stephan Weil soll er eine gute Beziehung haben: Als der 66-Jährige Anfang April seinen Rückzug bekannt gab, schlug er Lies als Nachfolger vor und ebnete dem Politiker aus Friesland damit den Weg in die Staatskanzlei. „Er ist ein absoluter Leistungsträger in unserer Landesregierung“, lobte Weil seinen bisherigen Wirtschaftsminister.

Weil war es jedoch auch, der Lies‘ Ambitionen vor zwölf Jahren ausbremste. 2013 konkurrierten die beiden um die Spitzenkandidatur zur Wahl des Ministerpräsidenten. Lies unterlag knapp. Rückblickend ist er froh, dass es nicht geklappt hat: „Ich war damals ein ganz anderer Politiker“, sagte er der SPD-Parteizeitung „Vorwärts“. Die Ära Weil verbrachte Lies dann durchgehend im Kabinett seines einstigen Konkurrenten. In diesen 13 Jahren habe er als Umwelt- und Wirtschaftsminister viel gelernt. Dabei galt er stets als potenzieller Weil-Nachfolger. Die „taz“ bezeichnete ihn deshalb als „Prinz Charles von der Leine“.

Obwohl mit dem Rückzug Stephan Weils in Niedersachsen eine politische Ära endet, ist ein Kurswechsel unter Lies nicht zu erwarten. Er will die rot-grüne Koalition weiterführen.
SOPHIA BELLIVEAU

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