Putin und Trump telefonierten zwei Stunden lang. Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew sollen sofort beginnen – womöglich sogar im Vatikan. © Vucci/dpa (ArchivFoto)
Sotschi/Washington – Fast wie eine Warnung vor dem geplanten Telefonat zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump veröffentlicht der Kreml eine Botschaft: Die russische Armee verzeichnet weitere Gebietsgewinne in der Ukraine, erklärt das Verteidigungsministerium am Montagmittag. Dabei handele es sich um die Siedlungen Marjine in der grenznahen Region Sumy im Nordosten und Nowooleniwka in der östlichen Region Donezk. Der russische Überfall ist also noch im vollen Gange, Zeichen der Entspannung im Ukraine-Krieg bleiben aus.
Kann Trump Putin überhaupt zu etwas bewegen? Diese Frage schwirrt seit der Ankündigung des dritten Telefonats der beiden im diplomatischen Raum. Seither laufen die diplomatischen Bemühungen auf Hochtouren. Noch am Sonntagabend hatten die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien mit Trump telefoniert. Fest steht: Der US-Präsident ist über beide Konfliktparteien „frustriert“, erklärt seine Sprecherin vorab.
Gestern Nachmittag startet dann das mit Spannung erwartete Gespräch. Ganze zwei Stunden telefonieren Trump und Putin miteinander. „Ton und Stimmung der Konversation waren ausgezeichnet“, erklärt Trump anschließend. Und: „Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden sofort beginnen.“
Dies habe Trump bereits dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb mitgeteilt. Die europäischen Staaten wollen zudem den Druck auf Moskau durch Sanktionen erhöhen, erklärt Merz anschließend. Von der Leyen dankt unterdessen Trump „für seine unermüdlichen Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine“.
Trump bekommt sogar Unterstützung aus Rom. Laut dem US-Präsidenten habe der neue Papst Leo XIV. – selbst US-Bürger – den Vatikan als Verhandlungsort angeboten. Dies dürften der US-Vize und US-Außenminister (siehe Meldung rechts) bei ihrem Papst-Besuch angesprochen haben.
Auch Putin äußert sich unmittelbar nach dem Telefonat. Russland sei bereit, gemeinsam mit der ukrainischen Regierung ein „Memorandum“ zur Vorbereitung eines „möglichen künftigen Friedensabkommens“ zwischen beiden Staaten auszuarbeiten. Einen entsprechenden Vorschlag werde Russland machen. Details bleiben auch diesmal offen. Auch er lobt das Gespräch als „nützlich“ und „sehr ehrlich“. Die Ukraine und Russland müssten nun „einen maximalen Friedenswillen“ an den Tag legen und „Kompromisse finden, die alle Seiten zufriedenstellen“.
Immer wieder erklärt Russland an einer politisch-diplomatischen Lösung interessiert zu sein. Während es gleichzeitig weiter die Ukraine angreift – erst am Wochenende hatte Russland massive Drohnenangriffe auf die Ukraine geflogen, die Kiew als neuen „Rekord“ bezeichnet. Unbeirrt beharrt Moskau zuletzt auf seine Maximalforderungen: ein Verzicht Kiews auf einen Nato-Beitritt und die von Russland annektierten Gebiete. Vielleicht auch deswegen dämpft der Kremlsprecher noch vor dem Telefonat die Hoffnungen auf eine schnelle Lösung. „Es liegt eine Menge mühsamer Arbeit vor uns, und in einigen Bereichen könnte es ein langer Prozess sein“, prophezeit er.
Selenskyj selbst bekräftigt am Montag noch vor dem Gespräch erneut seine Forderung nach einem „vollständigen und bedingungslosen Waffenstillstand“. Er betont die Bedeutung einer Waffenruhe als „notwendige Grundlage für die Diplomatie“. Nach dem ersten Treffen der Kriegsparteien seit 2022 am Freitag will Selenskyj zudem eine permanente nationale Verhandlungsgruppe aufstellen.
(MIT DPA/AFP)