Kommt nach den Zöllen der Freihandel?

von Redaktion

Aufarbeitung des Brexits

Fünf Jahre hat es gedauert, bis die EU und Großbritannien in dieser Woche bei einem – betont unaufgeregten – Gipfel einen guten Teil der Brexit-Spannungen ausgeräumt haben. Schon unter Rishi Sunak entspannte sich nach den wilden Zeiten von Boris Johnson und Liz Truss das Verhältnis. Doch mit Keir Starmer ist nun wieder mehr Berechenbarkeit in 10 Downing Street eingezogen. Und damit die Erkenntnis, dass niedrigere Handelsschranken, eine Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen oder auf dem Energiesektor für beide Seiten echten Gewinn bringen.

Die Abkommen schrieben eher kleine Schlagzeilen, weil sie auch noch kein sonderlich großer Wurf sind. Aber es sind Schritte in die richtige Richtung. Beschleunigend wirkte die Zollpolitik von Donald Trump, die vielen vor Augen führte, wie anfällig die globale Wirtschaft für nationale Egoismen ist. Der britische Handel mit der EU brach nach dem Brexit dramatisch ein, während sich die Versprechen über Milliarden für das britische Gesundheitswesen nicht erfüllten. Starmer versucht, die Schieflage zu reparieren, schreckt vor großen Sprüngen aber noch zurück. Denn der unvermeidliche Nigel Farage ist aus dem Dschungelcamp in die britische Politik zurückgekehrt – seine rechtspopulistische „Reform UK“ läuft den Tories den Rang ab.

Doch nicht nur in London sollte man vergangene Fehler und verpasste Chancen aufarbeiten. Rückblickend wirkt es unfassbar, wie das Freihandelsabkommen der EU mit den USA an Chlorhühnchen scheiterte. Das Ceta-Abkommen mit Kanada ist noch immer nicht vollständig in Kraft. Und Frankreich blockiert das Mercosur-Übereinkommen mit Südamerika. Klar, manche Bedenken sind verständlich. Doch wer immer nur Nein sagt, beraubt sich vieler Chancen.

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