Lässt Trump die Ukraine im Stich?

von Redaktion

Kehrtwende: Trump will keine Russland-Sanktionen. © AFP

Washington/München – Im Wahlkampf versprach US-Präsident Donald Trump noch, er werde den russischen Angriffskrieg in der Ukraine innerhalb eines Tages beenden. Doch die Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew gestalteten sich schwieriger, als er eingangs gedacht hatte. Vier Monate nach seinem Amtsantritt scheint Trump endgültig der Geduldsfaden zu reißen.

Einem Bericht der „New York Times“ zufolge will sich der US-Präsident nicht mehr als Vermittler an den Verhandlungen beteiligen. Mit Verweis auf interne Quellen enthüllte die Zeitung, dass Trump am Montag nach seinem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin ein weiteres Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und anderen europäischen Staats- und Regierungschefs führte. Daran soll auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) teilgenommen haben.

Den Europäern sagte Trump nach Angaben der „New York Times“, dass Russland und die Ukraine ein Kriegsende selbstständig aushandeln müssten – nur Tage zuvor hatte er erklärt, dass lediglich er und Putin dazu in der Lage seien. Außerdem soll sich Trump von den durch die EU beschlossenen Russland-Sanktionen distanziert haben, für die er zuvor Zustimmung signalisiert hatte. Damit stünden die amerikanischen Bemühungen für einen Frieden in der Ukraine vor dem Aus, urteilte die „Times“. Aus dem Gespräch lasse sich schließen, dass neue US-Sanktionen gegen Russland nicht zu erwarten sind.

Europäische Staatschefs befürchten dem Bericht zufolge, dass Trump sich eine Normalisierung der russisch-amerikanischen Beziehungen erhofft. Ein Post des US-Präsidenten auf der Plattform X deutet dabei auf ein wirtschaftliches Motiv hin: Nach dem Ende des „katastrophalen Blutbads“ in der Ukraine wolle Russland wieder Handel mit den USA betreiben und Trump befürworte das, heißt es darin.

Für die Ukraine stellt ein möglicher Rückzug der USA als Vermittler ein großes Hindernis auf dem Weg zu einem gerechten Frieden mit Russland dar. „Es ist Amerika, das von Russland gefürchtet wird, und es ist der amerikanische Einfluss, der viele Leben retten kann, wenn er als Druckmittel eingesetzt wird, um Putin zur Beendigung des Krieges zu bewegen“, sagte Selenskyj.

Unterdessen war Russlands Präsident Putin bei einem Besuch in der Grenzregion Kursk zu Scherzen aufgelegt. Der Gouverneur des Gebiets, Alexander Chinschtejn, forderte der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge bei dem Treffen auch die Annexion der ukrainischen Nachbarregion Sumy. Putin habe daraufhin gescherzt, dass Chinschtejn für sein Amt ausgewählt worden sei, weil er „immer mehr will“.

Trump ist scheinbar nicht dazu bereit, Putins Expansionswillen zu bremsen. Als neuer Vermittler zwischen Russland und der Ukraine stellt sich jedoch Papst Leo XIV. zur Verfügung. Er habe Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni seine Bereitschaft erklärt, „anstehende Gespräche zwischen den Parteien im Vatikan auszurichten“, teilte ihr Büro mit.
SBE

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