Großer Erbfall lässt Steuereinnahmen steigen

von Redaktion

3,5 Milliarden Euro mehr als im Vorjahresmonat – Profiteur ist der bayerische Fiskus

Berlin – Nachdem die Schätzung der künftigen Steuereinnahmen kürzlich mau ausfiel, ist das Aufkommen im April 2025 unerwartet deutlich gestiegen. Vor allem die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer wuchsen erheblich. Sie nahmen um fast 500 Prozent im Vergleich zum April 2024 zu, wie der Mai-Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums darstellt.

Ausreißer nach oben: Die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer betrugen im April dieses Jahres 4,4 Milliarden Euro, etwa 3,5 Milliarden Euro mehr als im Vorjahresmonat. Diese Erträge fließen den Bundesländern zu. Als Erklärung für die hohen April-Einnahmen kommt „sehr wahrscheinlich ein großer Einzelfall in Bayern“ in Betracht, sagte Steuerexperte Jens Boysen-Hogrefe vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Ökonom Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin vermutet Ähnliches.

Derartige Summen werden mitunter an den Staat abgeführt, wenn die Besitzer von Unternehmen und großen Aktienpaketen sterben, ihre Vermögen an die Nachkommen übergehen und beispielsweise Familien-Stiftungen gegründet werden. Behörden geben in solchen Fällen keine Auskünfte, weil die Informationen dem Steuergeheimnis unterliegen.

In Bayern sind so große Erbfälle selten. 2021 hatte beispielsweise der Milliardär und Unternehmer Heinz Herrmann Thiele (Knorr-Bremse, Vossloh, Lufthansa) ein Vermögen von 15 Milliarden Euro hinterlassen. Der Erbstreit zog sich bis Ende 2024 und wurde laut einem Medienbericht offenbar zumindest teilweise beigelegt.

Besonders positiv entwickelten sich auch die Erträge aus der Abgeltungssteuer unter anderem auf Zinsen, die Bund und Ländern gemeinsam zusteht. 2,5 Milliarden Euro flossen im April in die staatlichen Kassen, 55 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Hier schlägt sich nieder, dass die Zinsen auf Erspartes stiegen, damit auch die Abzüge der Finanzämter. Eine leichte Belebung war ebenfalls bei der Grunderwerbsteuer zu verzeichnen. Es wurden mehr Immobilien verkauft, was darauf hindeutet, dass die Bauwirtschaft allmählich aus ihrer Talsohle herauskommt.

Das gesamte Steueraufkommen nahm von Januar bis April 2025 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2024 um knapp zehn Prozent zu. Die Erklärung könnte darin bestehen, dass sich die Wirtschaft gerade ein wenig erholt.

Das wird aber wohl nichts an der grundsätzlichen Stagnation ändern. Die Wirtschaftsweisen rechnen mit null Prozent Wachstum in diesem Jahr. Die Steuerschätzer gehen von gleichbleibenden Einnahmen im Vergleich zu 2024 aus.
HANNES KOCH

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