Der Pandabär ist bissig

von Redaktion

Merz-Telefonat mit Xi

Angesichts der täglichen Horror-Meldungen aus dem Weißen Haus mag es für Deutschland verlockend klingen, sich stärker der anderen Supermacht zuzuwenden. Und in der Tat: Vernünftige Beziehungen zu China sind angesichts der globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Bedeutung für die deutsche Wirtschaft wichtig.

Aber nur, weil Xi Jinping knuffig wie ein Pandabär auftritt, ist er ein nicht weniger problematischer Partner wie der durch die Weltpolitik polternde Donald Trump. Während der US-Präsident seine Interessen mit maximaler Rücksichtslosigkeit durchzusetzen versucht, agiert der chinesische Präsident mit der völlig gegensätzlichen Strategie: im Ton immer freundlich, bei Konflikten wie dem Ukraine-Krieg scheinbar neutral, im Gegensatz zum Trump-Irrsinn betont rational.

Faktisch ist Chinas Politik genauso nationalistisch und aggressiv wie die der MAGA-USA. So sehr EU-Politiker über die neuesten Trump-Wendungen rätseln: Xis verbindliche Worte, die sich Friedrich Merz wohl auch bei seinem ersten Telefonat anhören durfte, sind ähnlich schwer einzuordnen. So verspricht der Chinese, alle Bemühungen für einen Ukraine-Frieden zu unterstützen – und unterläuft gleichzeitig Sanktions-Bemühungen gegen Putin mit dem Kauf billigen Russen-Öls. In der Wirtschaft wirken Pekings Riesen-Subventionen für E-Autos oder Solar ähnlich zerstörerisch wie Trumps Strafzölle. Der freundliche Panda ist bissig – das muss Merz im Hinterkopf haben, wenn er mit ihm spielen will.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET

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