Der Jagdverband geht zu weit

von Redaktion

Streit um „Wald vor Wild“

Auch das noch: Jäger und Waldbesitzer sind bei der Frage, wie Waldbewirtschaftung und die Interessen der Jagd in Einklang zu bringen sind, ohnehin schon fast heillos über Kreuz. Jetzt setzt der Bayerische Jagdverband, geführt von seinem um Schachzüge nie verlegenen Präsidenten Ernst Weidenbusch, noch eins drauf. Er will den Grundsatz „Wald vor Wild“ abschaffen. „Wald und Wild“ wäre den Jägern lieber. Das ist ein Irrweg.

Eigentlich wäre heuer Jubiläum, denn der Grundsatz wurde vor 20 Jahren eingeführt – damals vielleicht auch als Konzession an diejenigen, die mit der Teilprivatisierung des Staatswalds haderten. Aber der Grundsatz ist richtig: Ein intakter Wald ist Grundlage für alles, für die Ökologie ebenso wie für die Forstwirtschaft und für eine gesunde Wildpopulation. Das sollten eigentlich auch die Jäger einsehen. Es ist für Außenstehende kaum verständlich, dass ausgerechnet die Jäger den Anschein erwecken, sie scheuten sich Wild abzuschießen. Man kann es auch übertreiben mit dem Einsatz für Reh und Gams.

Im Moment wird um den Wald so verbissen gerungen, dass eine produktive Lösung kaum denkbar ist. Der (für die Jagd zuständige) Wirtschaftsminister Aiwanger will seiner (für den Waldzustand verantwortlichen) Kollegin Kaniber die Zustimmung zu neuen jägerfreundlichen Regeln im Jagdgesetz abringen. Das ist ohnehin ein Affront, der zu nichts führt. Jetzt auch noch das Waldgesetz anzugreifen, ist pure Provokation. Lust am Zündeln hilft dem bedrohten Wald nicht.
DIRK.WALTER@OVB.NET

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