Krieg per Fernsteuerung

von Redaktion

Drohnen revolutionieren das heutige Schlachtfeld

Drohnen sind für erhebliche Verluste im Ukrainekrieg verantwortlich. © dpa

Kiew – In der Nacht von Sonntag auf Montag meldet Kiew mit 355 Drohnen den größten Angriff auf die Stadt seit Kriegsbeginn. Doch was genau bedeutet „Drohne“ eigentlich?

Der Begriff beschreibt zunächst ein Luftfahrzeug ohne Besatzung an Bord. Eine Kamera ist verbaut, vier Propeller, wird via Fernbedienung gesteuert, und man hört sie meist, bevor man sie sieht – so weit die Vorstellung in vielen Köpfen. Doch unter einer Drohne kann im militärischen Kontext sogar ein Luftfahrzeug verstanden werden, das der Größe eines Passagierflugzeuges gleicht. Das Spektrum des Begriffes „Drohne“ ist also ziemlich groß.

Spätestens der Russland-Ukraine-Konflikt macht deutlich: Drohnen sind längst nicht mehr nur fliegende Augen, sondern vielmehr eine tödliche Präzisionstechnologie, oft vollgepackt mit Sprengstoff – klein, billig, massenproduziert und effektiv. Roman Kostenko, Vorsitzender des Verteidigungs- und Geheimdienstausschusses im ukrainischen Parlament, berichtete, dass Drohnen für etwa 70 Prozent der Todesfälle auf beiden Seiten verantwortlich seien.

Doch was macht die fliegenden Geräte so ungeheuerlich effektiv? Während ein neuer Kampfjet kaum unter 100 Millionen Euro kostet, ist die von Russland genutzte Drohne Shahed-136 aus dem Iran schätzungsweise gerade einmal 30000 Euro teuer. Ukrainische Techniker bauen eine FPV-Drohne („First-Person-View“) sogar für unter 1000 Euro. In einer Drohne sitzt außerdem kein Pilot. Wer sie verliert, verliert kein Menschenleben. Aus sicherer Entfernung lassen sich Ziele bekämpfen, ohne dass ein eigenes Soldatenleben riskiert wird.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, eine Drohne zu bekämpfen: Gängig ist das Stören der Funkverbindung zwischen Drohne und Pilot, sogenanntes „Jamming“, oder das Abschießen der Drohne mithilfe von Flugabwehrraketen. Diese sind aber häufig teurer als die Drohne selbst.

In Deutschland wurde lange diskutiert: Frühere Bundesregierungen stemmten sich gegen die für den Kriegseinsatz notwendige Bewaffnung von Drohnen – erst mit der israelisch geleasten Bundeswehrdrohne „German Heron TP“ erlaubte der Haushaltsausschuss 2022 die Bewaffnung der mittelschweren Aufklärungsdrohne mit Lenkflugkörpern.
ELENA KRONENBITTER

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