Merz‘ Trip in den hohen Norden

von Redaktion

Kanzler trifft beim Gipfel in Finnland die Regierungschefs von fünf Nato-Staaten

Treffen in Turku: Merz (M.) mit Mette Frederiksen (li.), Ministerpräsidentin von Dänemark, und Jens-Frederik Nielsen (re.), Premierminister von Grönland. © Kay Nietfeld/dpa

Turku/Berlin – So hübsch das Städtchen Turku im Südwesten Finnlands auch ist: Normalerweise wäre es wohl nicht ganz oben auf der Reiseliste eines neuen Kanzlers. In diesem Falle ist das aber anders. Friedrich Merz (CDU) ist gestern zum Gipfeltreffen der nordischen Staaten gereist und nutzte den Besuch dazu, die Regierungschefs von fünf Nato-Partnern gleichzeitig kennenzulernen. Neben Norwegen, Dänemark und Island gehören inzwischen auch Schweden und Finnland dem Bündnis an.

Merz und die anderen Regierungschefs trafen sich gestern Abend zu einem gemeinsamen Essen. Ort: eine mittelalterliche Burg in der finnischen Küstenstadt. Hauptthema neben der wirtschaftlichen Zusammenarbeit: die Verteidigung des Nato-Bündnisgebiets angesichts der wachsenden Bedrohung aus Russland.

Besonders für Finnland ist sie sehr präsent. Das Land hat eine 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Vor wenigen Tagen hatte es Berichte über eine Aufrüstung der russischen Streitkräfte in Grenznähe gegeben. Finnlands Ministerpräsident Petteri Orpo sagte, Russland stelle eine „langfristige Gefahr für uns und für ganz Europa“ dar. Nicht nur militärisch, sondern auch durch Cyberattacken und Vorfälle in der Ostsee, wo mehrfach Unterseekabel beschädigt worden waren.

Auch die stockenden Bemühungen um ein Ende des russischen Krieges gegen die Ukraine waren Thema der Gespräche sein. Die Nordländer zählen zu den treuesten Unterstützern der Ukraine. Gerade mit Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen versteht sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerst gut. „Die furchtbaren Angriffe vom Wochenende beweisen, was wir leider schon wissen: Dass Russland nicht an einem Frieden interessiert ist“, sagte sie am Montag.

An dem Gipfel nahmen auch die Regierungschefs der autonomen Regionen Grönland, Färöer (beide Dänemark) und Aland (Finnland) teil. Die Debatte über die Grönland-Ansprüche von US-Präsident Donald Trump hat sich zuletzt zwar etwas abgekühlt. An dessen Absicht, die größte Insel der Erde aus Gründen der nationalen oder internationalen Sicherheit unter Kontrolle der USA bringen zu wollen, hat sich aber nichts geändert.

Merz wird heute noch bilaterale Gespräche mit dem finnischen Ministerpräsidenten Petteri Orpo und Präsident Alexander Stubb führen. Das Treffen mit dem Staatsoberhaupt in dessen Sommerresidenz könnte besonders interessant für den Kanzler werden. Stubb zählt zu den wenigen europäischen Staats- und Regierungschefs, die sich richtig gut mit Trump verstehen. Er hat den US-Präsidenten sogar schon zu einer Runde Golf auf dessen Anwesen Mar-a-Lago besucht und könnte Merz Tipps für seinen bevorstehenden Besuch bei Trump geben.
MICHAEL FISCHER

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