KOMMENTAR

Ende der Berliner Zauder-Zeiten

von Redaktion

Reichweiten-Wende

Auf die Herren Mützenich und Stegner ist Verlass. Kaum hatte Kanzler Merz erklärt, er werde die Ukraine künftig nicht mehr mit Reichweitenbegrenzungen knebeln, da stimmten sie ihren ausgenudelten Evergreen an: keine Ausweitung des Krieges, mehr Diplomatie. Ex-SPD-Fraktionschef Mützenich fiel immerhin ein, dass es der Kreml ist, der die Kämpfe gegenwärtig eskaliert.

Man muss feststellen: Die Lernkurve der zwei SPD-Urviecher verläuft bedrückend horizontal. Kreml-Chef Putin hat in den vergangenen zwei Wochen alles dafür getan, die These zu widerlegen, er strebe nach Frieden. Er wollte weder einen Waffenstillstand noch ernsthafte Gespräche. Im Gegenteil: Kaum war das Istanbuler Verhandlungs-Theater vorbei, startete er die schwersten Drohnenangriffe seit Kriegsbeginn. Merz‘ Reaktion darauf mag für das Team Scholz noch ungewohnt sein, aber sie ist richtig: Der Kreml muss wissen, dass die Berliner Zauder-Zeiten vorüber sind.

Das schließt verstärkte diplomatische Bemühungen im Übrigen nicht aus, zumal der Reichweite-Schwenk, wenn man ehrlich ist, auf deutscher Seite kaum Folgen hat. Berlin liefert nichts, was Ziele im Inneren Russlands treffen könnte: Aber Putin hat jetzt einen Hinweis darauf, dass sich das ändern könnte, in einer Sprache, die er versteht. Bestenfalls stärkt das seinen Willen, ernsthaft zu verhandeln.
MARCUS.MAECKLER@OVB.NET

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