Wo ist Elon?

von Redaktion

Abschied von der politischen Bühne? Elon Musk bei seiner Ankunft zu einem Staatsdinner, das der Emir von Katar zu Ehren von US-Präsident Trump veranstaltete. © Alex Brandon/dpa

München – Kürzlich sah man ihn mal wieder. Elon Musk drängelte sich mit anderen ins Oval Office und sah zu, wie Donald Trump den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa vorzuführen versuchte. Doch so sehr der US-Präsident einen angeblichen Genozid an weißen Südafrikanern herbeiredete, so unbeeindruckt blieb der Gast. Und Musk, selbst Südafrikaner und Twitter-Genozid-Ankläger: Wand sich.

Es war ein selten gewordener Anblick. Denn der Mann, der in den ersten Trump-Monaten quasi omnipräsent war, den manche gar für einen Schattenpräsidenten hinter Trump hielten, macht sich seit einiger Zeit sehr rar in Washington. Er wolle sich künftig wieder um seine Unternehmen kümmern, erklärte er vor einigen Tagen. Auch seine Polit-Spenden will er massiv zurückfahren. Die Zeit als Trump-Sonderberater läuft Ende Mai ohnehin ab.

Zusammengenommen ist das bemerkenswert. Eigentlich wollte Musk auch bei den Zwischenwahlen nächstes Jahr mitmischen. Überhaupt schien er auf dem Weg, der erste Tech-Oligarch mit bleibendem politischem Einfluss zu werden. Die USA genügten ihm als politische Spielwiese nicht: Auch in Europa stärkte er Nationalisten und Rechtsextreme, unter anderem die AfD. Er selbst verknüpfte sein politisches Wirken mit der „Zukunft der westlichen Zivilisation“. Warum dann der stille Rückzug?

Eine freundliche Erklärung wäre die, die Musk selbst gibt: Seine Arbeit als Chef der Effizienz-Behörde Doge sei „weitgehend erledigt“, sagte er im April. Die Frage ist allerdings, woran man das misst. Tatsächlich demontierte Doge allerhand, kürzte etwa bei der Entwicklungsbehörde USAID radikal zusammen und entließ zahllose Regierungsmitarbeiter. Gemessen an den Zahlen verfehlt die Behörde ihr Ziel allerdings krachend. Ursprünglich war von Einsparungen von einer Billion Dollar die Rede. Zuletzt hieß es, man lande bei „nur“ 160 Milliarden.

Musk selbst tat sich mit dieser Rolle keinen Gefallen. Laut Umfragen, die die „New York Times“ zitiert, finden rund 60 Prozent der Amerikaner, dass der Milliardär einen schlechten Job mache, obwohl sie die Idee der Behörde mögen. Insgesamt schwindet Musks Popularität seit Langem. Und auch wenn das persönliche Verhältnis zwischen ihm und dem Präsidenten intakt sein soll, ist ein unbeliebter Musk für Trump ein Problem.

Der Kipppunkt war womöglich eine Richterwahl Anfang April im US-Staat Wisconsin. Musk, so wirkte es, machte den Erfolg des republikanischen Kandidaten zu seiner persönlichen Mission. Rund 25 Millionen Dollar steckte er in den Wahlkampf von Brad Schimel, trat auch selbst auf, geschmückt mit einem dreieckigen, gelben Käsehut. Es nutzte nichts, Schimel verlor gegen die demokratische Konkurrentin. Musks Einmischung ging nach hinten los. Bemerkenswert: Seither erwähnt Trump seinen Berater kaum mehr, weder online noch beim Spendeneinsammeln, wie eine Auswertung der Nachrichtenseite „Politico“ zeigt.

Strategen der Republikaner setzen sich inzwischen zunehmend von ihrem Ex-Star ab. „Seine Umfragewerte sind schrecklich, die Leute hassen ihn“, sagte ein Parteifunktionär „Politico“. Musk sei „erledigt“. Viele andere Republikaner sprechen weiter positiv über ihn, sehen seine Rolle aber eher im Hintergrund. Dort helfe er der Partei mehr.

Musk scheint das im Moment zu beherzigen, was aber nicht heißt, dass er gar keinen Einfluss mehr im Regierungsapparat hätte. Als Trump jüngst die Golf-Staaten besuchte, war er dabei, schließlich ging es dabei auch ums Geschäft. Um das will sich Musk künftig wieder verstärkt kümmern, und beim Blick auf die Daten merkt man: Es ist nötig. Vor allem sein E-Auto-Hersteller Tesla hat massive Probleme, die Verkaufszahlen leiden stark unter dem politischen Aktivismus des Chefs. Vielleicht erholen sie sich ja, wenn Musk schweigt.

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