Jetzt nicht erschrecken: Die Letzte Generation ist wieder da. Zwar mit dem alten Personal, dafür ohne apokalyptischen Furor – und mit neuem Namen. „Neue Generation“ klingt schön freundlich und so will man jetzt auch rüberkommen: Statt sich im Berufsverkehr auf Straßen zu kleben oder Jahrhundert-Gemälde mit Kartoffelbrei zu bewerfen, soll der Protest künftig friedlich zugehen. In der Politik würde man sagen: Hier hat ein Spindoktor alles gegeben.
Man darf sicher sein: Hinter dem (vorerst nur behaupteten) Wandel steckt keine innere Reifung, sondern die späte Einsicht, dass die Radikal-Methoden der Vergangenheit völlig nach hinten losgingen. Die verbissenen Aktivisten brachten große Teile der Gesellschaft gegen sich und – viel dramatischer – auch gegen das Menschheitsthema Klimaschutz auf. Dass dieselben Leute die Deutschen künftig mit einem Kuppelzelt vor dem Reichstag („Parlament der Menschen“) besser erreichen, darf man vorsichtig bezweifeln. Immerhin ist das nur noch verkopft-weltfremd und nicht mehr kopflos-brachial.
Insgesamt muss man feststellen: Der Klima-Aktivismus, der vor nicht allzu langer Zeit ein Massenphänomen war, steckt in der Sackgasse. Auch die Fridays-For-Future-Bewegung hat ihre besten Tage hinter sich, was viele Gründe hat, mitunter auch die Gaza-Radikalisierung ihrer Zentralfigur Greta Thunberg. Das ist völlig ohne Spott gesagt, denn die Größe der Aufgabe Klimaschutz schreit eigentlich nach klugem (!) Protest und Öffentlichkeit. Diese herzustellen, ist in einer Zeit, in der sich akute Krisen ballen, aber womöglich auch zu viel verlangt.
Man kann das nun alles schrecklich ausweglos finden – oder den Blick zur Abwechslung mal auf ein paar positive Indikatoren wenden. Umfragen zeigen, dass ein Großteil der Deutschen Klimaschutz trotz allem für wichtig hält. Die Bundesregierung macht, auf Druck der Grünen, Milliarden für Klimaschutz locker. Und gerade erst meldete die oft gescholtene EU-Kommission, dass die Mitgliedstaaten auf dem besten Weg sind, ihr Klimaziel für 2030 zu erreichen. In einem globalen Umfeld, in dem der Irre im Kreml lieber Krieg führt und sein Kumpel im Weißen Haus den Klimawandel rundheraus leugnet („Drill, baby, drill“), ist das nicht nichts.
MARCUS.MAECKLER@OVB.NET