WIE ICH ES SEHE

Bayerns größter König?

von Redaktion

Im Regensburger Haus der Bayerischen Geschichte ist die diesjährige bayerische Landesausstellung „Ludwig I. – Bayerns größter König?“ gewiss einen Besuch wert. Warum aber haben die Aussteller hinter den Namen des Königs ein Fragezeichen gesetzt? Ist das gerecht?

Vieles nämlich spricht dafür, dass der politisch liberale und von einer tiefen Liebe zur Antike erfüllte Wittelsbacher wirklich der bedeutendste unter den bayrischen Königen gewesen ist. München verdankt ihm seine Sammlungen, den Königsplatz, ebenso die klassischen Gebäude in der Ludwigstraße mit dem Siegestor und die Universität. Ludwig förderte aber auch Modernes wie den Zollverein, die Eisenbahn – und dazu sanierte er Bayerns Finanzen.

Am 28.8.1827 besuchte er den von ihm verehrten Goethe in Weimar zu dessen Geburtstag. Seinem Hofmaler Stieler verdanken wir das bedeutendste Porträt, das es von dem Dichterfürsten gibt. Seiner tiefen Liebe zur Antike entsprach die Begeisterung, die er für schöne Frauen hatte. Zu einer gefährlichen Liebesfalle wurde für ihn am Ende die Begegnung mit der angeblich aus Andalusien stammenden Lola Montez. Und wie es bei verliebten Männern so ist, hielt Ludwig sich tatsächlich für die erste Liebe der Tänzerin. Daher schrieb er an einen Freund: „Dass ein nie ein schönes Gesicht gehabt habender Mann einer 21jährigen Schönheit die erste wahrhafte Liebe einflößte, das tut mir wohl.“

Sein Sprachstil aber war auffällig durch die ständige Verwendung von Mittelworten ( Partizipien) geprägt. Das ist eine Stilkrankheit, die es auch heute noch gibt. Bei Sprachkennern heißt er daher heute noch „König der Partizipien“. Darüber gab es schon zu seinen Lebzeiten Spott. So wurden dem dichtenden König Verse zugeschoben, die er vermutlich gar nicht geschrieben hat, wie das Bekannte:

„Süß und labend war der Abend, es sich ausgeregnet habend.“

Die von Ludwig sogar zur Gräfin erhobene Lola Montez musste er am Ende aus München ausweisen. Seinen Rücktritt im Zusammenhang mit der Revolution von 1848 konnte diese späte Einsicht freilich nicht mehr verhindern. So wurde diese Betrügerin auch politisch sein Schicksal.

Dass Ludwig aber Frauen gegenüber durchaus zu dauernder, echter Freundschaft fähig war, zeigt seine lebenslange Beziehung zu der Schauspielerin Caroline von Heygendorff geb. Jagemann. Als Heranwachsender hatte er die neun Jahre Ältere schon im Hoftheater von Mannheim gesehen und für sie geschwärmt.

Später wurde sie die Geliebte von Goethes Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar. Nach dessen Tod 1828 blieb Ludwig Caroline in verehrungsvoller Zuneigung verbunden. Davon zeugt ein lebhafter Briefwechsel, in dem die gemeinsame Erinnerung an Carl August ebenso wie das Andenken an den gemeinsam erlebten Geburtstag Goethes eine ehrende Rolle spielt.

Die Verantwortlichen im Haus der Bayerischen Geschichte sollten den Mut haben, Ludwig einfach Bayerns größten König (!) zu nennen. Das Fragezeichen sollten sie ruhig weglassen.

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