Wer führt künftig die Bayern-FDP?

von Redaktion

Drei Männer wollen die Liberalen im Freistaat neu aufstellen – Die Mitgliederbefragung startet am Sonntag

München – Die Liberalen suchen den Neuanfang. Nach Niederlagen bei der Landtagswahl und der Bundestagswahl will sich die FDP einen frischen Anstrich geben – in Berlin wie in München. Auf Bundesebene hat nach dem Abschied des lange allgegenwärtigen Christian Lindner Christian Dürr übernommen. Nun steht auch ein Wechsel an der Spitze in Bayern an. Martin Hagen, in den vergangenen Jahren das präsenteste Gesicht der bayerischen FDP, tritt nicht mehr an. Auch seine Co-Vorsitzende Katja Hessel verzichtet auf einen neuen Anlauf. Stattdessen bewerben sich drei Männer.

Matthias Fischbach saß von 2018 bis 2023 für die FDP im Landtag, war Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion. Zu seiner Kandidatur als Landeschef entschloss sich Fischbach (36) nach eigener Aussage erst am letzten Tag der Bewerbungsfrist. Es sei eine spontane Reaktion auf den Bundesparteitag gewesen – und auf den dort entstandenen Eindruck, dass es in der FDP derzeit nicht genug Mut zum internen Wettbewerb gebe. Dass es 2023 in Bayern nicht für den Wiedereinzug ins Parlament reichte, macht er unter anderem daran fest, dass es seiner Partei im Wahlkampf nicht mehr gelungen sei „zwischen Aiwanger-Affäre und Heizungsgesetz“ zu den Wählern durchzudringen. Künftig müssten die Bürger wieder erkennen: „In der FDP kämpfen wir offen und ehrlich für ihre Freiheitsrechte.“ Um das außerhalb des Landtags (weniger Geld, weniger Mitarbeiter, weniger Aufmerksamkeit) zu schaffen, setzt er auf die Überzeugungskraft der knapp 8000 bayerischen Mitglieder – sowie auf mehr Bürgerbeteiligung.

Thomas Klaue ist Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmer – „kein Berufspolitiker“, wie er betont. Mehr als 30 Jahre hat der 67-Jährige aus Pullach nach eigener Aussage beruflich in Führungspositionen verbracht. Die bayerische FDP will er zwar nicht führen wie ein Unternehmen, aber Parallelen sieht er schon. Es brauche „klare Strukturen, eine klare Verantwortung“. Dafür setzt Klaue auf ein Team – „ähnlich wie eine Geschäftsführung“. Um Namen zu nennen, sei es noch zu früh, sagt er unserer Zeitung. Als Ziele hat sich Klaue gesetzt, die FDP in ganz Bayern wieder zu einem relevanten politischen Akteur und ernst zu nehmenden Partner zu machen, sowie die Partei zu einen. Inhaltlich ist ihm das Liberale besonders wichtig. „Wir sind die einzige Partei, die das Individuum in den Mittelpunkt stellt“, sagt er. „Das haben wir viel zu wenig betont.“

Michael Ruoff (49)gilt in der Partei als aussichtsreicher Kandidat. Der Rechtsanwalt, Unternehmer und Investor tritt als Chef der Münchner FDP aus einer starken Stellung an. Ihm ist wichtig, „die Partei wieder zusammenzuführen und interne Differenzen zu überwinden“ – auch in Bayern. Man habe in der Ampel-Zeit zudem „zu vielen Menschen zu viele Gründe gegeben, uns nicht mehr zu wählen und uns nicht mehr zu vertrauen“. Um das zu ändern, brauche es „Zeit und einen langen Atem“. Zudem müsse die FDP vermitteln, dass sie authentisch sei. In Anlehnung an Franz Josef Strauß formuliert Ruoff den Anspruch: „Wir sagen, was wir denken, und wir tun, was wir sagen.“ Auch personell hat Ruoff bereits konkrete Vorstellungen für die künftige Aufstellung der Bayern-FDP. Christoph Skutella habe ihm zugesagt, Generalsekretär zu bleiben, wenn Ruoff sich durchsetzt – ebenso Schatzmeisterin Kristine Lütke. Zudem wolle Susanne Seehofer für einen Platz im Präsidium kandidieren.

Gewählt wird zunächst in einer Mitgliederbefragung von 1. bis 11. Juni. Sollte danach noch eine Stichwahl erforderlich sein, wird diese direkt im Anschluss vom 12. bis 22. Juni durchgeführt, bevor die letztendliche Entscheidung auf dem Landesparteitag am 28. und 29. Juni in Amberg die Delegierten treffen. Auch wenn in der Partei davon ausgegangen wird, dass das Votum der Mitglieder eine hohe Akzeptanz genießt: Theoretisch könnte dann auch ein weiterer oder ein in der Befragung unterlegener Kandidat noch einmal seinen Hut in den Ring werfen.
SEBASTIAN HORSCH