Washington/Brüssel – Und wieder ist alles anders. Zuletzt sah es so aus, als habe US-Präsident Donald Trump Interesse an einer einvernehmlichen Lösung des Handelskonflikts mit der EU. Doch nun kündigte er eine Verdopplung der bestehenden Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte auf 50 Prozent an – mitten in den laufenden Verhandlungen.
Entsprechend verärgert zeigte sich die zuständige EU-Kommission. Die Erhöhung der Zölle untergrabe die laufenden Verhandlungs-Bemühungen, erklärte ein Sprecher. Die EU sei bereit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wenn nötig auch vor Juli. Eigentlich sollte bis 9. Juli verhandelt werden.
Die Regierungen der EU-Staaten hatten im April den Weg für erste Gegenzölle zwischen 10 und 25 Prozent als Reaktion auf die neuen Zölle freigemacht. Diese könnten theoretisch umgehend in Kraft gesetzt werden und unter anderem in den USA produzierende Hersteller von Jeans, Motorrädern, Rindfleisch oder Zitrusfrüchten treffen. An weiteren Maßnahmen, etwa Abgaben auf Autos, Süßkartoffeln und Whiskey, wird gearbeitet.
Der US-Präsident will mit den Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktionsstandorte in den USA sichern. Die zusätzlichen Gebühren für Importe würden die US-Stahlindustrie stärken, sagte er am Freitag. Die Einnahmen sollen auch dazu dienen, Trumps teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen teilweise gegenzufinanzieren.
Die europäische Stahlindustrie befürchtete bereits Anfang des Jahres, dass wegen neuer US-Zölle weitere Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze abgebaut werden müssen. Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel äußerte sich hingegen gelassen. Das Unternehmen verwies darauf, dass sein Hauptmarkt für Stahl Europa ist. Der Export an Stahlprodukten in die USA sei vernachlässigbar gering.