Zuletzt sah es militärisch nicht gut aus für die Ukraine, und die Einleitung einer neuen russischen Großoffensive, begleitet von den bislang schlimmsten Luftangriffen auf ukrainische Städte, sollte dieses strategische Momentum für den Kreml noch verstärken. Diese maximale Eskalation war Wladimir Putins höhnische Begleitmelodie zu den Verhandlungen in Istanbul.
Doch nun hat die Ukraine überraschend einen Akkord gesetzt, der Russlands angebliche militärische Überlegenheit entzaubert: Die Angriffe im tiefsten Inneren Russlands entlarven die Schwächen des materiell eigentlich so überlegenen russischen Militärs.
Wolodymyr Selenskyj will den nach drei Jahren Krieg erschöpften Ukrainern so zeigen: Egal ob Donald Trump uns hilft oder nicht – Putin wird uns nicht unterwerfen. Aber neben diesem psychologischen Aspekt bedeutet die Zerstörung von mehr als 40 Kampfjets auch eine ganz konkrete, massive Schwächung der russischen Angriffsmöglichkeiten.
Natürlich schafft diese ukrainische Geheimdienst-Aktion nicht gerade Kuschel-Atmosphäre für die Istanbuler Verhandlungen. Aber Kiew setzte damit ein Ausrufezeichen, sendet eine Botschaft in der einzigen Sprache, die Putin versteht: Stärke. Der russische Präsident wird nur zu einer Lösung am Verhandlungstisch bereit sein, wenn er auf dem Schlachtfeld nichts mehr herausholen kann.
Insofern ist jede Schwächung der militärischen Fähigkeiten Russlands ein Mosaikstein hin zum Frieden.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET