Neue Runde in Trumps Kulturkampf

von Redaktion

Eskalierende Proteste

Das richtige Maß zu finden, ist weder die Stärke noch die Absicht des maßlosen Donald Trump. Ja, es ist zu verurteilen, dass wütende Proteste gegen die US-Migrationspolitik stellenweise in unschöne Gewalt umgeschlagen sind. Deshalb aber nicht nur tausende Nationalgardisten, sondern auch Elitetruppen des Militärs nach Kalifornien zu schicken, ist derart unverhältnismäßig, dass man Trump andere Motive unterstellen muss.

Zum Beispiel dieses: Der US-Präsident testet auf seinem Lieblings-Spielfeld Migration (einmal mehr) aus, wie weit er ins Autoritäre ausgreifen kann. Und mit dem progressiven Gouverneur Gavin Newsom hat er einen Mann als Gegenspieler, der all das verkörpert, woraus sich der Hass des MAGA-Lagers speist. Beide verachten sich innig, nicht umsonst erreichte der Streit so schnell eine persönliche Ebene. Newsom warf dem „diktatorischen Präsidenten“ Machtmissbrauch vor, Trump fantasierte offen über die Verhaftung des Demokraten. In Venezuela mögen solche Sätze fallen, ohne dass jemand zuckt. In den USA müssen sie Anlass größter Sorge sein.

Vordergründig nutzt die aktuelle Situation dem Präsidenten, der sich jetzt als Sheriff im woke-verweichlichten Kalifornien aufspielt. Ob das aber stimmt, ist nicht ausgemacht. Umfragen zeigen, dass seine rigorose Migrationspolitik vielen Amerikanern zu weit geht, auch solchen, die Trump im Herbst gewählt haben. Dass er nun ausgerechnet bei diesem Thema innenpolitische Tabus bricht, um Proteste niederzuschlagen, mag die harte MAGA-Basis abholen. Aber es ginge mit dem Teufel zu, kämen nicht viele andere ins Grübeln.

Man kann Newsom vorwerfen, Trumps Spielchen nicht durchkreuzt und selbst härter gegen Gewaltbereite durchgegriffen zu haben. Doch auch er wird die Bilder für sich nutzen. Jetzt – und womöglich im Präsidentschaftswahlkampf 2028.MARCUS.MAECKLER@OVB.NET

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