Unterm Superlativ macht‘s Donald Trump nicht. „In nie da gewesenem Ausmaß“ würden die USA zurückschlagen, falls der Iran es wagen sollte, US-Stützpunkte in der Region anzugreifen, droht der US-Präsident. Das Mullah-Regime sollte also gewarnt sein. Trump ist kein Bellizist, er hat seinen Wählern versprochen, sein Land aus Kriegen herauszuhalten. Doch ein Angriff auf US-Basen etwa im Irak wäre für Washington das Überschreiten einer roten Linie. Obama ließ sich das von Assad einst gefallen mit schrecklichen Folgen für die Menschen in Syrien; Trump täte es wohl nicht.
Das Jerusalemer Drehbuch ist klar: Premier Netanjahu würde die USA gern in den Krieg mit hineinziehen. Er braucht deren gewaltigen, bunkerbrechenden Bomben, um die tief im Erdgrund liegenden Nuklearanlagen anzugreifen, wenn er den Griff der Mullahs nach der Atombombe noch verhindern will. Für ihn ist das eine Frage des Überlebens Israels. Doch geht es auch für das Ajatollah-Regime jetzt um die nackte Existenz: Seine Milizen in Gaza und im Libanon sind geschlagen, der Verbündete Assad verjagt, Irans Luftabwehr zerstört. Es hat nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera: Es kann die von Netanjahu für die nächsten Tage angekündigten harten Luftschläge über sich ergehen lassen oder den Krieg ausweiten durch Angriffe auf die Amerikaner oder westliche Öltanker in der Straße von Hormus. Eine solche Eskalation aber zöge den Kriegseintritt der USA nach sich, also eines noch mächtigeren Gegners. Nicht mal die Verbündeten in Moskau und Peking könnten den Sturz ihrer auch im Inland verhassten Teheraner Terrorfreunde dann wohl verhindern. Seit Freitag quittieren überall im Land Iraner den Tod vieler ihrer Unterdrücker mit Freudensbekundungen.
Klug wäre es in dieser Lage, nach einer Schamfrist die Atomgespräche mit den USA fortzuführen. Doch machten die Mullahs zuletzt viele Fehler: Sie haben die Stärke von Hamas und Hisbollah über- und Israels Entschlossenheit zur Verhinderung der Atombombe in den Händen ihrer Todfeinde unterschätzt. Anders als es Frankreich und Deutschland in ihren Separatverhandlungen mit dem Gottesstaat taten, wird sich der US-Präsident von Scheinofferten der Mullahs nicht täuschen lassen. Iran muss der Atombombe und seinen Vernichtungsphantasien abschwören. GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET