INTERVIEW

„Die iranischen Raketen sind höllisch laut“

von Redaktion

München – Der Münchner SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff sitzt während der iranischen Raketenangriffe in Tel Aviv fest. Ein Telefonat.

Herr Roloff, wie geht es Ihnen?

Bis vor einer halben Stunde war ich einmal mehr im Schutzraum des Hotels, weil es wieder einen Raketenalarm gab. Diesmal kam der iranische Angriff nachmittags, sonst passiert das vor allem nachts. Vier bis fünf Mal wird man in der Regel geweckt und hat dann 90 Sekunden, es in den Schutzraum zu schaffen. Denn das ist der Zeitraum bis zum erwarteten Einschlag. Man überlegt sich also gut, wofür noch Zeit sein muss. Große Angst verspüre ich aber nicht, sondern fühle mich hier den Umständen entsprechend sicher. Es fühlt sich eher ein bisschen an wie zu Corona-Zeiten, weil man so eingeschränkt ist und sich über kleine Freiheiten freut. Ich muss viel Zeit im Hotelzimmer verbringen, weil der Schutzraum nah ist und verfolge natürlich intensiv die Nachrichten.

Wie sind Sie in diese Lage geraten?

Ich reise seit mehr als 15 Jahren regelmäßig nach Israel, das erste Mal damals über ein Austauschprogramm des DGB. Aktuell gab es keine Reisewarnung, also wollte ich hier unter anderem ein paar Freunde treffen und politische Gespräche führen. Als ich aber am Freitagmorgen die Nachrichten vom israelischen Angriff auf den Iran mitbekommen habe, wusste ich: Das Timing war diesmal nicht so gut.

Wie fühlen sich die iranischen Angriffe an?

Die iranischen Raketen sind höllisch laut – auch dann, wenn sie abgefangen werden und explodieren. Teilweise spürt man auch Erschütterungen. Gerade wenn man das wie ich nicht täglich gewohnt ist, ist das schon ein extremes Erlebnis. Das erste Mal dachte ich vom Schutzraum aus, dass über uns die ganze Stadt abgebrannt sein muss. Das war aber zum Glück nicht so.

Mit wem halten Sie sich im Schutzraum auf?

Mit anderen Hotelgästen. Da merkt man auch, mit welcher Ruhe die Israelis dieser Situation begegnen, die das seit Jahren erleben. Eine ältere Dame hat sogar mit dem Personal diskutiert und wollte zwischenzeitlich den Schutzraum wieder verlassen, weil die Klimaanlage nicht richtig funktionierte.

Wie lange müssen Sie noch ausharren?

Das ist schwer zu sagen. Ich würde natürlich gerne so schnell wie möglich ausreisen, weiß aber nicht, wann sich die Möglichkeit dazu ergibt. Die deutsche Botschaft rät dazu, vorerst in Tel Aviv zu bleiben und abzuwarten, weil es hier genügend Schutzräume gibt.

Artikel 2 von 11